Versicherungen als Selbständige
Dies ist ein Gastbeitrag von Ludmila Rucks, Steuerberaterin
Wenn du angestellt bist, wird in vielen wichtigen Bereichen – wie zum Beispiel Steuern und Sozialversicherung – deine Verantwortung auf den Arbeitgeber übertragen. Deine Einkommensteuer (wenn diese vom Gehalt abgeht, heißt sie Lohnsteuer), deine Krankenversicherungsbeiträge und auch deine Rentenversicherungsbeiträge werden durch den Arbeitgeber an die entsprechenden Stellen abgeführt. Das, was du ausgezahlt bekommst, kannst du komplett für deine Lebensbedürfnisse ausgeben.
Wenn du selbständig bist, hast du viel mehr Freiheiten, aber auch viel mehr Verantwortung. Im Folgenden habe ich die Versicherungsarten zusammengefasst, die aus meiner Erfahrung besonders relevant für Selbständige sind:
Krankenversicherung
Du bist verpflichtet, krankenversichert zu sein. Als Selbständige zahlst du Beiträge nicht nur zur Hälfte, sondern komplett aus eigener Tasche. Aber du hast die Wahl, dich zwischen einer privaten oder einer gesetzlichen Krankenversicherung zu entscheiden.
Die Höhe der Beiträge richtet sich bei der gesetzlichen Krankenversicherung nach deinem Gewinn, den du in der Regel erst dann kennst, wenn das Jahr bereits abgelaufen ist und du oder deine Steuerberaterin den Gewinn ermittelt hat. Sind deine Einkünfte deutlich höher als zuvor für die Vorauszahlungen geschätzt, musst du ggf. nicht nur Steuern, sondern auch die Krankenversicherungsbeiträge nachzahlen. Sind die Einkünfte niedriger, bekommst du die zu viel bezahlten Beiträge zurück.
Auch wenn du wenig oder gar nichts verdienst, musst du Beiträge bezahlen; zumindest von dem Betrag von 1.096,67 € (Mindesteinnahmen 2021). Das entspricht einem monatlichen Beitrag von 153,53 € bei einem Krankenversicherungstarif von 14 %.
Rentenversicherung & Co
In den meisten Fällen kannst du dich von der gesetzlichen Rentenversicherung befreien lassen. Du musst aber auf der anderen Seite selbst fürs Alter vorsorgen. Deswegen zahlen viele Selbständige weiter in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Kläre am Anfang der Selbständigkeit, ob du ggf. zu den Berufsgruppen gehörst, die trotz Selbständigkeit in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert sind. Das sind unter anderem unterrichtende Berufe (ja, auch Yoga Lehrer ;)) Hebammen, Handwerker.
Die sogenannten Kammerberufe (Steuerberaterinnen, Rechtsanwältinnen, Architektinnen etc.) haben in der Regel eigene Versorgungswerke, in die du einzahlen musst. Diese Versorgungswerke ersetzen die gesetzliche Rente.
Für Künstler und Publizisten gibt es ebenso verpflichtend die Beitragszahlung zur Künstlersozialkasse. Dafür übernimmt die Künstlersozialkasse die Hälfte der Krankenversicherungs- und Rentenversicherungsbeiträge.
Außerdem wurde für Selbständige als Ersatz zur gesetzlichen Rentenversicherung die Rürup-Rente geschaffen. Die Beiträge wirken zu 92% (in 2021) steuermindernd und die Verträge werden in der Regel relativ flexibel gestaltet (Zahlungsmodalitäten/Anlagemöglichkeiten). Bei höheren Jahresgewinnen wird diese Rente gegen Jahresende gerne aufgestockt. Damit sorgst du für später vor und kannst gleichzeitig die Steuerlast im aktuellen Jahr mindern.
Unbedingt solltest du versuchen, zusätzlich zu deiner Grundsicherung (egal, ob gesetzliche Rente, Versorgungswerk, Künstlersozialkasse oder Rürup-Rente) privat vorzusorgen. Hierfür können Investitionen an der Börse genauso sinnvoll sein wie eine Immobilie. Das hängt von deiner Lebenssituation und Lebensplanung ab. Es ist wichtig, dass du dich unabhängig informierst und aktiv wirst.
Berufshaftpflichtversicherung
Als Selbständige darfst du alles machen, was du willst, aber du musst dafür auch geradestehen. Somit wird in vielen Berufen die Berufshaftpflichtversicherung vorgeschrieben. Es ist sinnvoll, diese Versicherung freiwillig abzuschließen, auch wenn keine Verpflichtung besteht. Die Höhe der Beiträge richtet sich oft nach dem Umsatz (Einnahmen). Das heißt, du muss auch hier an die möglichen Nachzahlungen denken, wenn du die Umsätze zuvor zu niedrig geschätzt hast.
Meine Empfehlungen:
- Informiere dich am Anfang deiner Selbständigkeit, ob du zu einer der Berufsgruppen gehörst, die nicht von den Rentenversicherungsbeiträgen befreit sind.
- Wenn das Geschäft gut läuft: Denke an die Nachzahlungen zur Krankenversicherung und ggf. Rentenversicherung bzw. Versorgungswerk/Künstlersozialkasse und an die freiwillige Leistung zur Rürup-Rente.
- Fange frühzeitig an, dir Gedanken über deine Rente zu machen. Leider sind Selbständige besonders häufig von der Altersarmut betroffen. Da kann dich aber Claudia Müller bestens aufklären 🙂
Ich bin Ludmila Rucks, Steuerberaterin, und eigentlich sind Versicherungen nicht mein Fachgebiet. Oft aber gehören die Bereiche Steuern und Sozialversicherung eben doch zusammen. So gebe ich regelmäßig Kurse („Steuern für Selbständige“), in denen ich innerhalb von vier Wochen meinen Teilnehmerinnen alles vermittle, was man als Selbständige unbedingt über Steuern und Buchhaltung wissen muss.
Auf expliziten Wunsch meiner Kursteilnehmer*innen gehe ich zusätzlich auch auf die Themen Versicherungen und Altersvorsorge ein. In diesem Beitrag habe ich einen kleinen Auszug aus meinen Kursen mit dir geteilt und freue mich, wenn du dadurch mehr Sicherheit gewinnst.
Falls du einen Einblick in meine Arbeit gewinnen möchtest, melde dich hier zum kostenlosen Webinar am 22.04.2021 an!
Hallo,
seid wann sind Handwerker gesetzlich Pflichtversichert in der Rentenversicherung? Wo konkret kann ich es nach lesen?
Gruß Alex
Hallo Alex,
danke für deine Frage! Schau mal hier z.B.: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Rente/Arbeitnehmer-und-Selbststaendige/03_Selbststaendige/selbststaendige_Inhalt.html
Viele Grüße,
Claudia
Hey, so trifft man sich wieder, liebe Ludmilla. Schön, von Dir zu lesen und ja, das Thema Altersvorsorge wird oft vergessen… Nachdem ich meine pflegebedürftige Mutter lange hinsichtlich ihrer Finanzen (Pflegekosten) betreut habe, weiß ich, wie teuer das Alter werden kann… Danke für den Beitrag.