Verdienst oder Vermögen?
Nach meinem letzten Blogeintrag hast du dir sicher Gedanken über deine finanziellen Ziele gemacht. Noch nicht dazu gekommen? Dann mach doch beim “Neujahrsvorsätze”-Workshop im Januar mit!
Es ist nämlich gar nicht so einfach, sinnvolle und konkrete Ziele zu formulieren. Wenn man es sich zu einfach macht, dann kommt sowas wie “Ist doch klar, ich will Geld verdienen” dabei raus.
Wenn ich dann aber genauer nachfrage und wissen will, was das konkret bedeutet, kommt meistens: “Ich will mir einen guten Lebensstandard leisten und auch mal was zurücklegen können. Für später.”
Dazu habe ich zwei Fragen:
1.) Willst du Geld verdienen (also ein hohes Einkommen haben), oder willst du Geld haben (also ein Vermögen aufbauen)?
2.) Wieviel Geld willst und brauchst du?
Heute befassen wir uns mit Frage 1; Frage 2 kommt nächste Woche.
In der Schule wird uns gesagt: Du musst viel lernen, damit du später genug Geld verdienst. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass du auch genug Geld haben wirst. Dieser kleine, aber feine Unterschied – Geld verdienen oder Geld haben – ist sehr wichtig.
Ich denke, wir sind uns einig, dass professionelle Fußballspieler genug Geld verdienen, richtig? In der 1. Liga liegt das Durchschnittsgehalt bei €1,3 Millionen, und auch in der 3. Liga verdienen die Spieler durchschnittlich €116 000 pro Jahr. Die meisten Menschen würden das durchaus als “genug Geld” bezeichnen.
Trotzdem ist später jeder vierte Ex-Fußballprofi pleite. Wie kann das sein? Man sollte meinen, dass es bei einer Million jährlich möglich ist, so zu wirtschaften, dass etwas übrig bleibt – viel übrig bleibt!
Das ist genau der Unterschied zwischen Verdienst und Vermögen. Denn wenn ich viel Geld verdiene, aber auch viel Geld ausgebe – dann habe ich letztendlich genauso wenig, wie wenn ich wenig Geld verdiene und wenig ausgebe. Natürlich kann ich mir mit mehr Geld mehr Dinge leisten.
Doch die Frage ist: Wenn ich ein Vermögen aufbauen möchte – um z.B. in der Rente sicher meinen Lebensstandard halten zu möchten, oder um mit 60 für die nächsten Jahre nur noch vier Tage die Woche arbeiten zu müssen, oder um meine Kinder auf eine schöne Reise einladen zu können – dann hilft es nicht, wenn ich all mein Geld immer sofort ausgebe. Denn solange sich meine Ausgaben an meine Einnahmen anpassen (weil ich beständig meinen Lebensstandard anhebe), wird mein Vermögen – das, was am Ende des Monats oder des Jahres als Plus auf meinem Konto steht – nicht wachsen.
Häufig denken wir uns: Wenn ich erst viel Geld verdiene, dann ist alles anders. Dann werde ich reich. Tatsächlich werden wir jedoch nicht durch ein hohes Gehalt reich, sondern durch niedrige Ausgaben.
Henry Ford hat es auf den Punkt gebracht:
“Reich wirst du nicht durch das, was du verdienst,
sondern durch das, was du nicht ausgibst.”
Ja, ein schnelles Auto macht Spaß. Das zusätzliche Zimmer in der Wohnung gibt mehr Lebensqualität. Abends essen zu gehen ist entspannter als zu Hause zu kochen. Aber wenn du dir ausrechnest, wieviel du sparen könntest, wenn du monatlich auf einen dieser Aspekte verzichten würdest, dann dann ist es ein hoher Preis. Sagen wir, die größere Wohnung mit dem zusätzlichen Zimmer kostet €250 monatlich mehr. Dann sind das für ein Jahr 12 x €250 = €3000; in drei Jahren kostet dich dieses Zimmer €9000. Ist es das wirklich wert?
Der nächste Schritt ist dann: Ich will diese €3000 nicht einfach nur auf dem Konto liegen haben, sondern anlegen, damit mein Geld für mich arbeitet. Zu dem Thema wird es noch einen eigenen Blogeintrag geben (oder mehrere).
Meine Aufgabe an dich ist: Finde heraus, was deine “zusätzlichen Zimmer” sind, die du dir leistest. Sind sie es wirklich wert?
Schreib mir gerne einen Kommentar, ich freue mich darüber.
Spannender Artikel! Die Frage ist aber auch: wie viel kann ich sparen und wann komme ich in eine „Money anorexia“ (Ein Ausdruck aus dem Buch The Wealth Chef von Ann Wilson). Spare ich zu viel, wenn ich konstant das Gefühl habe, mir Dinge nicht leisten zu können oder zu dürfen, weil ich ja für später spare und anlege? Ich freue mich diese und andere Fragen am Donnerstag in Berlin zu diskutieren!!
Liebe Viola,
vielen Dank für diese spannende Frage! Genau dazu habe ich gerade einen neuen Blogeintrag geschrieben: “Immer nur sparen, sparen, sparen…” – vielleicht findest du ihn ja auch interessant?
Viele Grüße
Claudia
Also, mein Freund und ich haben uns tatsächlich dieses zusätzliche Zimmer in unserer neuen Wohnung gespart, hätte uns im Schnitt ca. 400 Euro pro Monat mehr gekostet. Das war eine bewusste Entscheidung, um einen Puffer zu haben, den wir für andere Dinge/Aktivitäten zurücklegen können -bis jetzt bereuen wir es nicht:-)
Viele Grüße
Julia
Liebe Julia,
das klingt so, als hättet ihr einen guten und durchdachten Umgang mit eurem Geld – genau darum geht es ja. Wer sich das Zimmer leisten kann, für den ist es super! Wer jedoch ständig über seinen Möglichkeiten lebt, sollte sich Gedanken darüber machen, welche seiner Ausgaben ein “unnötiges” Gästezimmer sind, und welche ein “wir können es uns leisten und genießen es”-Gästezimmer 🙂
Viele Grüße
Claudia
Spannender Artikel gefällt mir 🙂