Gute Schulden, schlechte Schulden
Eine kleine Kulturgeschichte der Schulden
Schulden sind fast so alt wie die Menschheit selbst. Bereits 3000 vor Christus haben die Menschen im alten Mesopotamien Schulden gemacht. Geld gab es noch nicht, also verschuldete man sich in Form von Naturalien, wie etwa Getreide.
Noch vor nicht allzu langer Zeit war es üblich, dass Menschen im Wirtshaus Schulden machten. Die Wirtin schrieb die Schulden der Gäste mit Kreide auf eine Tafel. Auch heute noch ist die daher rührende Redewendung „bei jemandem In der Kreide stehen“ gebräuchlich.
Die Verknüpfung von Schulden und Sünde, von Erlass und Vergebung findet sich in allen großen Religionen und zieht sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte, denn auch noch heute gilt: „Schulden muss man zurückzahlen!“ Sonst kommst du in die Hölle… oder zu Peter Zwegat!😋 Doch sind Schulden per se immer schlecht? Wir meinen nein! Schulden können durchaus sinnvoll sein.
Was sind Schulden?
Als Schulden bezeichnet man offene finanzielle Verbindlichkeiten einer Schuldnerin gegenüber einer Gläubigerin. Oder einfach ausgedrückt: Eine Person schuldet einer anderen Person Geld. Dazu zählen Kredite genauso wie offene, noch nicht bezahlte Rechnungen. Schulden sind – ähnlich wie Geld – also erstmal neutral.
Entscheidend ist, wofür du Schulden machst: Soll es das neuste Handy sein? Oder willst du dein (Zweit-)Studium finanzieren?
Das Problem mit Schulden ist: Sie bremsen dich in deiner Entwicklung. Der Jobwechsel mit dem Risiko der Probezeit? Lieber nicht, solange du noch regelmäßig deinen Kredit zurückzahlen musst. Selbst die Familiengründung wird manchmal verschoben, bis die Schulden abgebaut sind. Deshalb solltest du darauf achten, möglichst wenig schlechte Schulden zu machen.
Schlechte Schulden
Nehmen wir mal an, es handelt sich um das Handy:
Wenn du wissen willst, ob du dir eine bestimmte Anschaffung leisten kannst, orientiere dich an folgender Faustregel: Wenn du dir eine Anschaffung nicht dreimal leisten kannst, ohne den Rest des Monats hungern zu müssen, dann kannst du sie dir schlichtweg nicht leisten. Für eine solche Anschaffung solltest dich auf keinen Fall verschulden. Sonst machst du schlechte Schulden.
Schlechte Schulden sind Konsumschulden jeglicher Art: Das neue Handy, der Fernseher, die Urlaubsreise. Aktuell gilt es in den sozialen Medien als „cool“, möglichst viele Schulden anzuhäufen. Vor allem auf TikTok steigen junge Menschen in eine Art Wettbewerb miteinander, wer die meisten Konsumschulden anhäufen kann. Das bedenkliche Phänomen trendet gerade unter dem Hashtag „klarnaschulden“. In Deutschland waren im November 2022 ca. 5,8 Millionen Menschen in Deutschland von Überschuldung betroffen, was einer Überschuldungsquote von 8,5 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Inflation und Energiepreiskrise könnten hier zu einem weiteren Anstieg führen.¹
Eine gute Budget-Planung kann dich vor der Schuldenfalle bewahren. Wie Budgetieren geht, kannst du hier nachlesen.
Gute Schulden
Gute Schulden sind zum Beispiel Investitionen in dein Humankapital. Ein Bildungskredit, den du aufnimmst, um in eine höhere/bessere Ausbildung zu investieren. Diese Investition ermöglicht dir in der Zukunft, ein höheres Einkommen zu erzielen. Du kannst beispielsweise höhere Stundensätze für deine Arbeit verlangen oder mit mehr Führungsverantwortung/einer Beförderung rechnen.
Auch ein Immobilienkredit kann „gute Schulden“ bedeuten, wenn du dich bewusst und überlegt für den Besitz einer Immobilie entscheidest. Wohneigentum ist immer noch der Traum vieler Menschen. Eine solide Altersvorsorge ist selbstbewohntes Wohneigentum nicht, auch wenn sich dieser Mythos hartnäckig hält. Willst du die Immobilie jedoch vermieten und profitierst von regelmäßigen Einkünften und einer möglichen Wertsteigerung², dann kann es sich durchaus lohnen, dafür Schulden aufzunehmen.
Fazit
Wichtig ist (wie immer), dass du deine Entscheidungen bewusst triffst. Ein paar Tricks, um den schnellen Konsum zu vermeiden:
- Wie oben erwähnt: Kaufe dir etwas nur, wenn du es dir auch zwei oder sogar drei Mal kaufen könntest. Sonst kannst du es dir (noch) nicht leisten.
- Bevor du etwas kaufst (abgesehen von Lebensmitteln etc.), warte 24 Stunden. Wenn du es dann immer noch kaufen willst, schlag zu.
- Soweit es irgendwie geht: Finger weg von Konsumkrediten. Spar das Geld an und bezahl das neue Sofa dann auf einen Schlag. Du genießt es viel mehr, wenn du beim Hinsetzen nicht immer an deinen Kredit denkst.
- Falls du dein Konto öfters überziehen musst, solltest du dich im ersten Schritt darauf konzentrieren, deinen Dispo-Kredit auf Null zu setzen. Hierauf zahlst du extrem hohe Zinsen.
² Die Wertsteigerung einer Immobilie hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. Lage, Baujahr, Ausstattung, Infrastruktur und Zinsumfeld und kann nicht vorhergesagt werden.
Ich teile Deine Ansicht, dass eine Immobilie nicht unbedingt eine sichere Altersvorsorge ist. Wäre das nicht auch mal einen Blog wert, diesen Mythos zu entzaubern?
Liebe Jutta! Danke für deinen Kommentar und die Anregung. Wir freuen uns immer über Themenvorschläge aus unserer Community! Schau doch am Sonntag unbedingt mal auf unserem Blog vorbei! 😉
Liebe Grüße
das 3f-Team