Der Pygmalion Effekt oder: warum Kevin schlechter in der Schule ist und Frauen weniger gut mit Geld umgehen können…

Der Pygmalion-Effekt bewirkt, dass wir uns so verhalten, dass eine bestimmte Erwartungshaltung bestätigt wird.

Ein Beispiel

Eine Lehrerin* hat auf Grund bestimmter Vorurteile/verinnerlichter Stereotype eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber ihren (neuen) Schülerinnen: Da haben wir z. B. Elise, die sicherlich aus gutem Hause stammt und vielleicht sogar Klavierunterricht erhält.

Dann ist da auch noch Kevin, nun ja, ob von ihm viel zu erwarten ist? Kevin ist ja eher eine Diagnose als ein Name…

Am Ende des Schuljahres findet die Lehrerin ihre Vermutungen bestätigt: Elise konnte dem Stoff gut folgen und mit entsprechenden Noten glänzen, während Kevins Noten sowie Motivation sehr zu wünschen übrig ließen. Der Fall scheint klar, die Lehrerin hatte recht!

Was der Lehrerin allerdings nicht klar ist: Studien¹ belegen, dass Autoritätspersonen durch ihre (unbewusste) Erwartungshaltung das Verhalten anderer erheblich beeinflussen können. Dadurch kann es zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen kommen, genau wie bei Elise und Kevin.

Gute Elise, schlechter Kevin?

Eine positive bzw. negative Erwartungshaltung gegenüber einer Person führt dazu, dass man diese entweder eher unterstützt, ermutigt und fördert oder aber demotiviert und den Fokus auf Defizite legt. So wurde Elise im Unterricht öfters angelächelt, unterstützt und begleitet, während Kevin eher demotiviert wurde, indem ihm seine vermeintliche Unzulänglichkeit immer wieder vor Augen geführt wurde. Kevins Leistungsbereitschaft und -fähigkeit litten und er konnte sein volles Potential nicht ausschöpfen.

Pygmalion-Effekt positiv nutzen

Das klingt nun alles eher negativ, stimmt’s? Du kannst den Pygmalion-Effekt aber auch positiv für dich nutzen! Denn das Wissen um diesen Effekt kann dir sowohl im privaten Umfeld (z. B. in der Eltern-Kind-Beziehung) als auch im beruflichen Kontext (z. B. im Gespräch mit Kundinnen oder Mitarbeiterinnen) gute Dienste leisten.

Beeinflussen…

Solltest du die Autoritätsperson sein, ist es wichtig, dich und deine Stereotype immer wieder kritisch zu hinterfragen. Versuche, allen Personen differenzierte und wertschätzende Rückmeldungen zu geben. Mache dir bewusst, dass sich deine Haltung sich auf andere auswirken kann und versuche dies positiv zu nutzen: Wenn du aufrichtig daran glaubst, dass deine Mitarbeiterin eine Aufgabe bewältigen kann, dann glaubt sie auch eher daran…win-win!

…und beeinflusst werden

Du willst dich von den Einflüssen des Pygmalion-Effekts lösen? Gar nicht so einfach! Setze dir eigene Ziele. Deine eigene Definition von Erfolg sollte von konkreten und realistischen Zielsetzungen abhängen und nicht von dem, was andere von dir denken. Rückmeldungen sind richtig und wichtig, aber hinterfrage, ob die Kritik konstruktiv ist und was davon du dir zu Herzen nehmen willst.

Das nächste Mal, wenn Herr Meier von der Sparkasse die Finanzgeschäfte „lieber mit deinem Mann“ besprechen will, erinnerst du dich an dein Ziel, das Thema „Finanzen“ selbst in die Hand zu nehmen und konterst souverän, dass er genau mit der Richtigen spricht😊 Solltest du dich, was das Finanzielle angeht, noch nicht bestärkt genug fühlen, schau gerne bei unseren Angeboten vorbei…die trotzen jeglichem negativen Pygmalion-Effekt 😊

👶👦🏿👧🏽

Für Kinder ist es viel schwieriger, sich den Auswirkungen des Pygmalion-Effekts zu entziehen. Als Eltern kann man von klein auf und kontinuierlich darauf hinwirken, das Kind ein Stück weit „immun“ dagegen zu machen. Wie das gelingt? Immer wieder die Individualität und Selbstentfaltung des Kindes bestärken, z. B. mit Büchern.

Wir können euch das Buch Vielleicht von Kobi Yamada wärmstens ans Herz legen. Kinder von 4-10 Jahren erfahren darin von den unendlich vielen Begabungen, die in jedem von uns schlummern.

* Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle anderen Menschen sind explizit mitgemeint.

¹ “Pygmalion in der Schule”, verfügbar unter: https://www.uni-due.de/imperia/md/content/dia/mindmag82-tgb.pdf

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4 Replies to “Der Pygmalion Effekt oder: warum Kevin schlechter in der Schule ist und Frauen weniger gut mit Geld umgehen können…”

  1. Miriam

    Dass es den Pygmalion Effekt (leider) vor allem in der Schule gibt, wie beschrieben, können wir nicht ändern, ihn uns jedoch zu nutzen machen. Ich habe mich zB als Elternvertreterin wählen lassen, backe Kuchen für Schulevents und mein Mann spendet über die Arbeit jedes Jahr ein wenig an die Schule… denn leider ist es nicht von der Hand zu weisen, dass sich dies positiv darauf auswirkt, wie unsere Kinder in der Schule wahrgenommen werden. Also machen wir das Beste draus 🙂

    • Isabel, Female Finance Forum

      Liebe Miriam! Vielen Dank für deine Perspektive und den Tipp ;-)! Schade eigentlich, dass es in der (Schul-)Realität so läuft, aber Wissen ist wie immer Macht…!

  2. Christel Hoffmann

    Der Pygmalion-Effekt ist genau in den Ergebissen unserer gewählten Politiker zu sehen. Hand auf’s Herz: wer von uns hat nicht schon schlecht über deren Leistungen gesprochen? Und dass man ja nichts Anderes erwarten könne? Wer gibt denn als Berufswunsch noch “Politiker” an?
    Hängt nicht letztlich unsere mangelnde Wertschätzung mit deren mediokren Lesitungen zusammen?

    • Isabel, Female Finance Forum

      Liebe Christel, das ist natürlich auch ein wichtiger Punkt! Der Effekt ist wirklich auf vielen Ebenen und Bereichen ein Thema! Gut, dass wir uns hier gegenseitig helfen, uns die Ausmaße bewusst zu machen!

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