Pareto für meine Finanzen?
Eine meiner absoluten Lieblingsregeln ist der Pareto-Effekt, oder die 80-20-Regel. Sie besagt: 80 % deiner Arbeit wirst du in 20 % der Zeit erledigen, aber für die restlichen 20 % der Arbeit brauchst du 80 % der Zeit.
Vielleicht kennst du das: Der Anfang einer Aufgabe – die großen Flächen im Bad putzen, die ersten Seiten der Hausarbeit ungefiltert schreiben, erstmal die Länge der Haare abschneiden – geht uns schnell von der Hand. Für die kleinen Feinheiten – die Ecken im Bad, die Formatierung und das Inhaltverzeichnis der Hausarbeit, die Stufen und der Feinschliff bei den Haaren – brauchen wir dann aber gefühlt ewig.
Diese Regel kannst du auf viele Aspekte anwenden:
- Die 20 % Stammkunden eines Unternehmens generieren 80 % des Umsatzes.
- 80 % des Projekts erledigst du in 20 % der eingeplanten Zeit.
- 80 % deiner Gespräche finden mit 20 % deiner Kontakte statt.
Diese 80-20-Regel ist nur eine Faustregel, die nicht akkurat sein muss. Sie trifft aber erstaunlich häufig zu und ist eine gute Erinnerung, dass wir öfters hinterfragen sollten, ob uns nicht auch 80 % (oder 90 %) des Ergebnisses reichen und wir somit schon mit 20 % des Arbeitsaufwands fertig sein können. Die so gewonnene Zeit können wir ja in andere, neue Projekte stecken.
Auch für unsere Finanzen lässt sich diese Regel anwenden: 20 % unserer Ausgabenposten machen 80 % unserer Ausgaben aus. Heißt: Wenn du eine Liste machst mit allen Ausgaben, die du tätigst, siehst du, dass einige wenige Punkte für die größte Summe verantwortlich sind.
Diese wenigen, großen Punkte sind unsere Fixkosten: Miete, Versicherungen, Internet, Handy, Fitnessstudio. Die vielen flexiblen Punkte sind unsere variablen Kosten: Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung, Coffee to Go…
Unsere Fixkosten zu senken hat einen viel größeren und andauernden Effekt, als zu versuchen, die variablen Kosten zu senken. Beispiel: Der Wechsel von einem teuren Handyvertrag (49 € monatlich) zu einem günstigeren Angebot (z.B. 19 € monatlich) spart dir pro Monat 30 €. Diese Vertragsänderung führst du einmal durch und sparst dadurch monatlich. Wenn du hingegen dieselbe Summe (30 €) jeden Monat durch eine Einschränkung deiner variablen Kosten einsparen möchtest, musst du jeden Monat auf ungefähr 10 Coffee to Go verzichten. Du musst also jede Woche zwei bis drei Mal aktiv verzichten. Das schmerzt dich viel mehr, als einmal am Anfang zu verzichten.
Wenn du das nächste Mal überlegst, wie du dein Budget aufstellen oder deine Sparquote erhöhen kannst, dann frage dich: Lässt sich hier die 80-20-Regel anwenden? Setze ich an den richtigen Stellen an, um möglichst effizient zum Ziel zu kommen?
Und: Wann hast du das letzte Mal deinen Handyvertrag gewechselt? Manchmal ist es erstaunlich, welche Angebote dir plötzlich angeboten werden, wenn du kündigst. Probiere es einfach mal aus! Und dann sparst du automatisch jeden Monat, ohne das Gefühl zu haben, zu verzichten.
Toller Artikel! Die Idee, das mit der 80/20 Regel zu beschreiben find ich für mich überzeugend und nachvollziehbar. Ich habe als erstes den Handyvertrag und eine Versicherung in Angriff genommen. Da hab ich bislang Geld aus dem Fenster geworfen.
Richtig! der Handy-Vertrag ist wirklich ein schlagendes Beispiel. Und noch schlimmer, wenn du dein Handy mit dem Vertrag abbezahlst. Ich habe jedenfalls mein Handy auf diese Weise völlig überbezahlt. Denn es kommt zusätzlich noch die von Richard Thaler so richtig beschriebene Veränderungs-Aversion zum Tragen. Ich habe also meine Trägheit überwunden und zahle nun weniger als ein Drittel! Und konnte sogar meinen Mann von der Sinnhaftigkeit dieses Schrittes für seinen Vertrag überzeugen!