Obwohl du so nett bist…
… kannst du gut mit Geld umgehen.
Dieses “Kompliment” habe ich letztens erhalten. Sehr interessant! Was sagt das eigentlich aus?
Wir können nur entweder nett oder finanziell kompetent sein? Nettigkeit und Geld schließen sich aus? Vielleicht auch: Reiche Menschen können nicht nett sein?
Das zeigt, wie tief unser Misstrauen gegenüber Geld ist. Nette Menschen dürfen nicht mit Geld umgehen können. Und andersrum: Menschen, die mit Geld umgehen können, können nicht dabei nett sein.
Ich hatte schon einmal über die tief verankerten Glaubenssätze geschrieben, die wir insbesondere in Deutschland in uns tragen.
Versuch einmal, dich zu hinterfragen: Das, was du über Geld und seine Auswirkung auf Menschen weißt – glaubst du das, oder weißt du das?
Nehmen wir an, du bist der Meinung, dass reiche Menschen nicht nett sind. Weißt du das? Kannst du dir dessen sicher sein? Und wenn ja: Woher weißt du das? Oder glaubst du das, und tatsächlich könntest du dich irren?
Und jetzt schau dich in deinem Umfeld um: Kennst du reiche Menschen, die noch dazu nett sind? Oder kennst du arme Menschen (oder solche, die du nicht als reich bezeichnen würdest), die ebenfalls nicht nett sind? Wenn arme Menschen nicht nett sein dürfen, dürfen reiche Menschen dann nicht auch nicht nett sein? Vielleicht hat Geld gar nichts mit dem Charakter zu tun, sondern dir fallen bei reichen Menschen die unschönen Charakterzüge eher auf, weil du besonders nach ihnen suchst. Das nennen wir übrigens Bestätigungsfehler: “Die Tendenz, nur solche Informationen zu beachten, die im Einklang mit bereits gefällten Entscheidungen oder mit gewonnenen Überzeugungen stehen, und Informationen zu ignorieren, die dem bereits gefassten Urteil widersprechen könnten.” (Quelle: G. Mietzel, 2005: “Wege in die Psychologie”, S. 329)
In unserer Gesellschaft ist mit dem Thema Geld häufig ein Gefühl von Neid verbunden. Dies führt umgekehrt manchmal zu Scham; entweder, weil wir nicht viel Geld haben, oder eben weil wir viel Geld haben. Schnell kommen wir dann zu Aussagen wie: “Warum hat die so viel Geld? Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugegangen sein!”
Wie wäre es, wenn wir stattdessen die richtigen Fragen stellen? “Die hat viel Geld. Was kann ich von ihr lernen? Was hat sie richtig gemacht?” Oder auch: “Die kümmert sich selbständig um ihre eigenen Finanzen. Toll! Wie kann ich das auch schaffen?”
“Wie” ist überhaupt ein tolles Fragewort. Wenn du sagst, “Das kann ich mir nicht leisten”, hört dein Gehirn auf zu denken. Die Aussage ist klar. Wenn du stattdessen fragst, “Wie kann ich mir das leisten?”, fängt dein Gehirn an zu arbeiten.
“Ich kümmere mich nicht um meine Finanzen.” Auch eine klare Aussage ohne Veränderungsmöglichkeit. “Wie kann ich mich um meine Finanzen kümmern?” Aha, das eröffnet gleich eine ganz andere Welt!
Wie wäre es, wenn wir in Zukunft öfter die Frage “Wie?” in unseren Sprachgebrauch einbauen? Probier mal aus, ob du eine Veränderung in deinem Denken und Handeln spürst.
Liebe Claudia! In diesem verwunderten Satz steckt ja dazu noch die Aussage obwohl du so nett, eine Frau, bist…
Männer werden meistens nicht mit nett bezeichnet.
Weiter so! Ute
kurz, stark, gut!
so geht richtig gutes Blogging – Dankeschön Claudia!
Vielen herzlichen Dank, Aria! 🙂