Welcher Indexanbieter ist der richtige für mich?
Wer sich um seine Altersvorsorge kümmern will, kommt an ETFs (Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds) nicht vorbei. Den für dich und deine Strategie passenden ETF zu finden, ist mit etwas Aufwand verbunden, aber es lohnt sich. Und keine Panik, mit unserer Schritt-für-Schritt Anleitung zu deinem Wunsch-ETF, gelingt dir das ganz leicht.
Wenn du eine engere Auswahl an ETFs getroffen hast, die alle deine Anforderungen erfüllen, wartet noch eine weitere Entscheidung auf dich: welcher Indexanbieter ist der richtige für mich?
Die Indexanbieter
Indexanbieter sind Unternehmen, die Indizes entwerfen und verwalten. Sie legen die Regeln fest, welche Wertpapiere in einen bestimmten Index aufgenommen oder aus ihm entfernt werden und wie der Index verwaltet wird.
Das sind die größten Indexanbieter:
- MSCI
- FTSE Russell
- Standard & Poor’s
- Solactiv
Die ersten beiden kennst du vielleicht, es handelt sich dabei um die gängigsten Anbieter. MSCI ist dabei sowas wie „das Tempo“ unter den Taschentüchern.
Indexanbieter entscheiden auch darüber, wie Aktien klassifiziert werden, z. B. ob es sich um eine Aktie aus Industrie- oder aus Schwellenländern handelt. Und hier wird die Sache für dich als Anlegerin interessant.
Die beiden bekanntesten Indexanbieter unterscheiden sich zwar kaum in ihren Indexkonzepten, allerdings gibt es zwei große Unterschiede, die du kennen solltest, BEVOR du investierst!
Regionen
Die größte Diskrepanz zwischen den beiden Anbietern liegt in der Einstufung der einzelnen Nationen als Industrie- oder Schwellenland.
Südkorea wird beispielsweise von FTSE als Industrienation eingestuft, bei MSCI gilt Südkorea allerdings (noch) als Schwellenland. Diese Klassifizierung entscheidet bei beiden Anbietern darüber, welche Länder jeweils in den Industrieländer-Index und welche in den Schwellenländer-Index aufgenommen werden.
Ähnlich sieht die Situation bei Polen aus: Bei FTSE gilt Polen seit 2018 als Industrienation und ist in den entsprechenden Indizes vertreten. Bei MSCI hingegen zählt Polen weiterhin als Schwellenland.
Solltest du also gemäß deiner Strategie in mehr als einen ETF investieren wollen, solltest du auf den Indexanbieter achten.
Ein Beispiel
Entscheidest du dich für einen Industrieländer-Index von MSCI (MSCI World Index) und kombinierst diesen mit einem Schwellenländer-ETF von FTSE (FTSE Emerging Markets Index), dann bist du weder in Unternehmen in Südkorea noch in Polen investiert. Warum?
Im MSCI World Index sind Südkorea und Polen nicht enthalten, da MSCI diese Länder als Schwellenländer einordnet. In deinem FTSE Emerging Markets Index sind die beiden ebenfalls nicht vertreten, weil FTSE sie als Industrienationen ansieht.
Kombinierst du hingegen einen FTSE World Index mit einem MSCI Emerging Markets Index, investierst du doppelt in Unternehmen aus Südkorea und Polen. Die beiden Länder werden durch deine Wahl der Indexanbieter doppelt gewichtet.
Vielleicht entspricht das genau deiner Strategie, wir wollen dies gar nicht bewerten, du solltest dir dessen nur bewusst sein.
Nachhaltigkeit
Ein weiterer Unterschied sind die Definitionen von Nachhaltigkeit, die der jeweilige Index-Anbieter verwendet. MSCI hat die SRI-Kriterien (Socially Responsible Investing) entwickelt, die du dir hier genauer anschauen kannst. Diese Kriterien sind deutlich enger gefasst als die ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance – Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung). Hier siehst du eine gute Übersicht über die Ausschlusskriterien der verschiedenen globalen ETFs.
Fazit
Unsere Empfehlung an dich lautet: Solltest du in mehrere ETFs investieren wollen, solltest du möglichst in einer Indexanbieter-Familie bleiben. Und wie immer gilt: 80 % richtig ist besser als 100 % nicht gemacht!