Finanzbildung für Mädchen – Die nächste Generation stärken 

Der Gender Pay Gap, die Differenz im Verdienst zwischen Männern und Frauen, tritt seit Jahren auf der Stelle und liegt aktuell immer noch bei 16 Prozent (unbereinigt). Wir Frauen verdienen also immer noch weniger, gleichzeitig übernehmen wir nach wie vor den größten Teil der (unbezahlten) Care Arbeit. Auch wenn wir an manchen strukturellen Stellschrauben als Einzelperson nichts ändern können, so liegt die Finanzbildung von jungen Menschen, besonders von Mädchen, sehr wohl in unseren Händen. Und wir sollten so früh wie möglich damit beginnen! Ganz egal, ob du Oma, Mama, Tante oder Nachbarin bist, jede* von uns mit Kindern in ihrem Leben kann etwas tun. Hier kommen unsere besten Tipps. 

Früh anfangen: Taschengeld als Lernmöglichkeit nutzen 

Der Einstieg in die Welt der Finanzen beginnt oft mit ein paar Euro in der Spardose. Doch genau hier steckt eine riesige Chance: Taschengeld ist viel mehr als nur ein kleiner Bonus – es ist eine praktische Möglichkeit, finanzielle Verantwortung zu üben. Schon ab Grundschulalter können Kinder lernen, wie sie ihr Geld einteilen, wofür sie es ausgeben wollen und wie es durch Investieren für uns arbeiten kann. 

Dabei helfen einfache Regeln: Ein fester Betrag pro Woche oder Monat, den sie eigenständig verwalten dürfen. Überlegt gemeinsam mit dem Kind, wofür es sich zu sparen lohnt – kurzfristig wie auch langfristig. Mit kleinen Beträgen vielleicht noch etwas schwierig(er) zu realisieren, kann mit Zunahme der Taschengeldbeträge z. B. folgende Aufteilung erstrebenswert sein: 

  • 30 Prozent für direktes Ausgeben im eigenen Geldbeutel 💰
  • 30 Prozent für mittelfristiges Sparen, z. B. im Sparschwein 🐷
  • 30 Prozent für langfristiges Sparen bzw. Investieren im Depot 📈
  • 10 Prozent für Spenden 💫

Wichtig: Diese Aufteilung sollte nur als Vorschlag verstanden werden; das Kind darf frei über sein Taschengeld verfügen, so wie du auch frei über dein Gehalt verfügen darfst, ohne Vorgaben von deiner Arbeitgeberin.  

Auch kleine Jobs im Umfeld wie Blumen gießen, Nachbarskatze füttern oder selbst gebastelte Karten verkaufen können das Unternehmerinnentum wecken und das Bewusstsein für den Wert von Geld stärken – und ganz nebenbei wird auch noch die Selbstwirksamkeit gefördert. 

Nachhaltige Geldentscheidungen beibringen 

Junge Menschen interessieren sich oft schon früh für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und soziales Miteinander. Genau das lässt sich wunderbar mit Finanzbildung verbinden! Wir können ihnen zeigen, dass Geld nicht nur zum Ausgeben da ist, sondern auch Verantwortung bedeutet – für sich selbst und für die Welt. Jeder Kassenzettel ist gleichzeitig auch ein Stimmzettel: Kaufe ich z. B. das Fleisch aus Biohaltung, unterstütze ich mit meiner Kaufentscheidung aktiv eine nachhaltige Tierhaltung und strafe die Hersteller von Fleisch aus konventioneller Haltung ab. Konsum hat Macht! 

Was ist der Unterschied zwischen Bedürfnis und Wunsch? Muss ich alles sofort kaufen oder sollte ich bewusst entscheiden, ob ich etwas wirklich brauche? Und was bedeutet es eigentlich, in etwas zu investieren – sei es in ein nachhaltiges Produkt, in ein Projekt oder in sich selbst? Solche Fragen lassen sich im Alltag ganz natürlich besprechen: beim Einkaufen, beim Planen größerer Anschaffungen oder beim Thema Spenden. So lernen junge Menschen, dass Geld Macht bedeutet – und dass sie diese Macht sinnvoll und verantwortungsvoll nutzen können. 

Das Einplanen eines Spendenbudgets hat gleich mehrere kraftvolle psychologische und praktische Effekte: Es signalisiert dem Kind: „Ich habe genug, um zu teilen.“ – und stärkt so ein Fülle-Mindset statt Mangeldenken. Gleichzeitig schafft es einen bewussten Raum im Budget, der nicht nur dem eigenen Konsum dient, sondern der Verbindung zur Welt und zu den eigenen Werten. Und genau das ist echte Fülle.

Role Models & Finanzwissen für Mädchen 

Truth bomb: Man kann nur werden, was man auch sieht. Deshalb ist es so wichtig, dass Mädchen weibliche Vorbilder erleben, die selbstbewusst mit Geld umgehen, finanziell unabhängig sind und offen über Finanzen sprechen. Das fängt mit jeder einzelnen von uns an – zum Beispiel damit, dass wir selbst keine Scheu haben, über Preise, Budgets oder Altersvorsorge zu reden. Bilde dich weiter, diese Investition in dich kommt nicht nur dir, sondern auch den jungen Menschen in deinem Umfeld zugute. Auch Role Models aus der Finanzwelt – Gründerinnen, Investorinnen, Aktivistinnen – können inspirieren und Mädchen zeigen: Finanzen sind kein Männerding, sondern ein Mittel zur Selbstbestimmung. Und natürlich können auch Männer diese Rolle übernehmen. Es ist nur leider erwiesen, dass Väter mehr mit ihren Söhnen als mit ihren Töchtern über Geld sprechen, weshalb es umso wichtiger ist, dass gerade Mütter und Frauen mit den Mädchen in ihrem Umfeld sprechen. 

Außerdem gibt es inzwischen großartige Bücher, die Finanzwissen spielerisch vermitteln. Hier ein paar unserer Empfehlungen: 

  • Was ist Geld? von Usborne Verlag – Erklärt mit vielen Bildern und Klappen ganz grundlegende Fragen: Woher kommt Geld? Was macht eine Bank? Was ist ein Beruf? Toll für den Einstieg, ideal für Kinder ab ca. 6 Jahren. 
  • Ein Hund namens Money von Bodo Schäfer – Ein echter Klassiker! In Romanform erzählt, wie ein Mädchen durch einen sprechenden Hund spielerisch den Umgang mit Geld lernt. Geeignet ab etwa 8 Jahren. 
  • Über Geld spricht man doch. Wie Kinder spielerisch einen guten Umgang mit Geld lernen – unser eigenes Buch, das Herzstück jeder Kinder-Finanzbildung 😉. Wertschätzend und alltagsnah geschrieben, mit vielen praxisnahen Ideen, wie Eltern, Großeltern oder pädagogische Fachkräfte das Thema Geld Schritt für Schritt vermitteln können. Es geht nicht nur ums Rechnen, sondern auch um Werte, Konsum, Sparen und Selbstwirksamkeit. 

Finanzbildung ist kein „Nice to have“, sondern ein zentraler Schlüssel zu mehr Gleichberechtigung. Wer früh lernt, wie Geld funktioniert, traut sich später eher, eigene selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen, ob im Job, in Beziehungen oder im Leben generell. Lasst uns gemeinsam dazu beitragen, die nächste Generation zu stärken – Euro für Euro, Gespräch für Gespräch. 💪 

 

* Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle Menschen sind explizit mitgemeint.

 
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