Die Gefahr von Home Bias
“Was die Bäuerin nicht kennt, isst sie nicht.”
Dieses Sprichwort trifft vielleicht nicht auf dich zu; das Gegenteil ist aber für viele Aktionärinnen wahr und nennt sich Home Bias.
Unter Home Bias versteht man die Neigung (Bias), überwiegend in Unternehmen aus der Heimat (Home) zu investieren. Es wird auch als “Heimatmarktneigung” bezeichnet.
Deutsche kaufen gerne deutsche Aktien: “Einen Volkswagen Käfer ist schon meine Oma gefahren. Das Unternehmen gibt es schon so lange, da kann doch gar nichts schiefgehen!”
Erinnerst du dich an Mannesmann, Karstadt oder Thyssen? Alles ehemalige DAX-Unternehmen, die es nicht mehr oder nur noch teilweise gibt und mit deren Aktien du vermutlich schmerzhafte Verluste gemacht hättest.
Übrigens gibt es den Home Bias nicht nur unter geographischer Perspektive. Menschen aus dem medizinischen oder pharmakologischen Umfeld investieren häufiger in Pharmaunternehmen, Menschen in der Automobilbranche besitzen mehr Aktien von Automobilherstellern oder deren Zulieferunternehmen.
Dieser Impuls, lieber das zu kaufen, was uns bekannt vorkommt und worauf wir vertrauen können, ist absolut nachvollziehbar. Zum einen ist es “altbewährt” und somit zuverlässig. Außerdem haben wir das Gefühl, dass wir uns in diesem Bereich besser auskennen und deshalb beurteilen können, welche Unternehmen eine gute Investition sind.
Die Gefahr des Home Bias
Eine Übergewichtung der Region oder Branche, in der du zu Hause bist, ist aus mehreren Gründen gefährlich:
- Du gewichtest eine Region oder eine Branche besonders stark. Wenn in diesem Bereich ein Unglück passiert – eine Naturkatastrophe oder ein Brancheneinbruch – dann verliert gleich ein großer Teil deiner Investitionen an Wert. Du bist sehr abhängig von dieser Region oder Branche, auf der dein Schwerpunkt liegt.
- Du hast ein doppeltes Risiko: Wenn es deiner Branche schlecht geht, ist möglicherweise nicht nur dein Arbeitsplatz in Gefahr, sondern auch deine Investitionen.
Einige Leute haben sich gefreut, weil der DAX seit September 2021 nicht mehr 30, sondern 40 Unternehmen enthält. Die Hintergründe hatte ich letztes Jahr schon beschrieben. (Weiter unten liste ich die bisherigen DAX-Mitglieder und die 10 Unternehmen auf, die neu in den DAX “aufgestiegen” sind.)
Das ist zwar eine Erweiterung, die den DAX durchaus breiter aufstellt. Dennoch reicht es für eine angemessene Diversifikation nicht aus, nur in Unternehmen eines einzigen Landes zu investieren. Außerdem sind 40 Unternehmen sehr wenig (zum Vergleich: Ein global aufgestellter ETF wie der MSCI World ACWI investiert in über 2.900 verschiedene Unternehmen aus 50 verschiedenen Ländern.)
Zusammensetzung des DAX
Diese 10 Unternehmen wanderten im September neu in den DAX:
Airbus | Qiagen |
Brenntag | Sartorius |
HelloFresh | Siemens Healthineers |
Porsche SE | Symrise |
Puma | Zalando |
Diese 30 Unternehmen waren bereits vor September 2021 im DAX (und sind es weiterhin):
Allianz | SAP | Fresenius |
BASF | Münchener Rück | Infineon |
Bayer | Deutsche Telekom | HeidelbergCement |
BMW | Adidas | Continental |
Deutsche Bank | Daimler | Vonovia |
Henkel | Fresenius Medical Care | Covestro |
Linde | E.ON | MTU Aero Engines |
RWE | Deutsche Post | Deutsche Wohnen |
Siemens | Deutsche Börse | Delivery Hero |
Volkswagen | Merck | Siemens Energy |
Fazit
Es ist wichtig, dass du dir eine Investitionsstrategie erabeitest und dann daran hältst. Emotionen sollten dabei eine möglichst kleine Rolle spielen. Wenn du aus fundierten Gründen besonders viele Aktien von deutschen Unternehmen besitzen möchtest, dann mag das für dich die richtige Strategie sein. Mir fällt allerdings spontan kein solcher Grund ein, aber vielleicht bin ich einfach nur unkreativ.