Battle of the sexes?
Neulich habe ich hier beschrieben, warum wir uns mit Geld beschäftigen sollten. Geld alleine macht zwar nicht glücklich, aber es spielt eine immens wichtige Rolle, wenn es um unsere Lebensqualität geht. Laut einem Bericht der Bundesregierung ist finanzielle Absicherung für die Deutschen der zweitwichtigste Aspekt für hohe Lebensqualität – gleich nach Frieden und Sicherheit.
Dabei geht es natürlich nicht darum, dass wir ohne goldene Wasserhähne unglücklich sind. Aber es heißt doch, dass wir uns mit unseren Finanzen auseinandersetzen und auch hierbei unseres eigenen Glücks Schmiedin werden sollten.
Das Female Finance Forum richtet sich nur an Frauen. Warum eigentlich? Können wir uns den Geschlechterkampf nicht mittlerweile sparen?
Ich wünschte, es wäre so einfach. Natürlich sind Frauen genauso schlau wie Männer und genauso fähig in allen Lebensbereichen, und die meisten Menschen haben das inzwischen auch verstanden (Hallelujah!).
Allerdings gibt es neben den offensichtlichen Themen wie z.B. Gesundheit und Körper auch im Finanzbereich viele Themen, die für Frauen und Männer unterschiedlich wichtig sind.
- Pay Gap: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer. Gleichzeitig werden wir älter. Das heißt, dass wir mit weniger Geld länger leben – wir müssen also ganz anders planen und sparen.
- Kinder: Meistens sind es Frauen, die länger Elternzeit nehmen und/oder danach in Teilzeit arbeiten. Dementsprechend bekommen Frauen weniger Rente und haben zudem weniger Möglichkeiten, Geld beiseite zu legen.
- Pflege: Der Großteil der Pflege von Angehörigen (übrigens selbst, wenn es die Angehörigen des Mannes sind) wird von Frauen übernommen. Dies birgt ähnliche finanzielle Hürden wie das Kinder kriegen.
- Trennung: Nach einer etwaigen Trennung oder Scheidung bleiben die Kinder meistens bei der Frau. So toll Kinder sind – sie sind teuer. Wenn wir Alleinerziehend sind, ist es sehr schwierig, voll zu arbeiten. Wir verdienen dadurch wieder weniger als die Männer (von den Karriereaussichten ganz zu schweigen), während wir gleichzeitig durch die Kinder höhere Kosten haben.
Neben der unterschiedlichen inhaltlichen Ausrichtung bei Finanzthemen gibt es auch im Umgang mit Geld einige Unterschiede zwischen Männern und Frauen:
- No risk, no fun? Entgegen aller Klischees: Frauen sind nicht risikoscheu. Wir sind risikobewusst. Das heißt, dass wir mehr Informationen haben wollen, bevor wir eine Entscheidung treffen. Das führt dazu, dass wir die besseren Investoren sind (wie z.B. das Manager Magazin bereits 2014 geschrieben hat). Gleichzeitig führt das auch dazu, dass wir länger brauchen, bis wir eine Entscheidung treffen. Und das bedeutet u.a. verlorene Zinseszinsen und somit weniger Gewinn auf unsere Investitionen, einfach weil wir später anfangen.
- Trau dich – lieber nicht? Bereits in der Schule sind Mädchen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) zurückhaltender als in anderen Fächern – allerdings nur, wenn auch Jungs in der Klasse sind. Dasselbe Verhalten lässt sich beim Thema Finanzen erkennen: Männer dominieren, Frauen halten sich zurück.
- Empfehlung? Sehr gut! Wir Frauen legen hohen Wert auf die Empfehlungen unseres Umfelds. Das gilt für Kaufentscheidungen ebenso wie für die Wahl des Arztes. Wenn aber über Geld nicht geredet wird, dann kann uns ja niemand etwas empfehlen, und wir ignorieren das Thema lieber weiterhin.
Selbstverständlich gelten diese Punkte nicht für alle Frauen, oder für alle Männer. Dennoch gibt es beim Thema Finanzen im sogenannten “Normalfall” einfach Themen, um die wir uns kümmern müssen und bei denen wir uns gegenseitig unter die Arme greifen sollten. Damit können wir uns vor Horrorgeschichten wie Altersarmut oder finanzieller Abhängigkeit (von Partner, Familie, Arbeitgeber…) schützen.
Beim Female Finance Forum schauen wir uns speziell die Fragen der Frauen an. Und der rein weibliche Gesprächsrahmen des FFF sorgt dafür, dass Frauen alle Fragen stellen und Gedanken denken, die sie sonst vielleicht nie aussprechen würden.
Spannende Argumentation. Mir ist bei Männern (wenige, da auch hier nicht viele über das Thema reden) aufgefallen, dass es z.B. beim Thema Aktienanlage meist um Einzelaktien und die beeindruckende Kurssteigerung geht. Ein bisschen wie “Wer hat den schnelleren Sportwagen?” Ich fühle mich davon nicht eingeschüchtert, aber diese Art der Diskussion bringt mir keinen Mehrwert. Ich kenne die Statistiken und weiß, dass ich mit einem ETF fast immer besser fahre als mit einzelnen Aktienspekulationen. Eine Runde, die sich mehr sachlich/fachlich unterhält fände ich aber mit gemischten Geschlechterverhältnissen gewinnbringend.
Liebe Viola,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich finde es auch interessant, die Dynamik zu beobachten. Wie in meinem Blogpost beschrieben, gibt es einige Themen, die insbesondere aufgrund unterschiedlicher Lebenssituationen inhaltlich unterschiedlich betrachtet werden sollten. Gleichzeitig kann ich mir auch vorstellen, dass eine Runde mit gemischten Geschlechterverhältnissen durchaus spannend wäre. Vielleicht ergibt sich so eine Runde ja irgendwann? 🙂