Reich und doch so arm?!

Extreme soziale Ungleichheit gefährdet die Demokratie

In Deutschland wuchs das Gesamtvermögen der Milliardärinnen* im Jahr 2024 um ungefähr 24,8 Milliarden Euro. Die Zahl der Milliardärinnen stieg auf insgesamt 130. Die deutsche Wirtschaft behauptet trotz anhaltender Rezession (Wirtschaftswachstum 2024 bei – 0,2 %) ihre Stellung als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Läuft doch prima, oder? Nun ja – für einen winzigen Anteil der Bevölkerung schon, für den Rest… geht so! Die Kluft zwischen Arm und Reich wird in Deutschland größer. Besonders alarmierend ist die steigende Kinderarmut: Aktuell leben knapp 22 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in armutsgefährdeten Verhältnissen – das ist mehr als jedes fünfte Kind! Und rund 41 Prozent der Alleinerziehenden gelten ebenfalls als armutsgefährdet.1 Die von der letzten Regierung diskutierte Kindergrundsicherung war also keinesfalls ein bloßes “Nice-to-have”. 

Ursachen der wachsenden Ungleichheit 

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Während Reiche ihr Vermögen zuletzt immer weiter vermehren konnten (hallo Investitionen und Zinseszins-Effekt!), leiden vor allem von Armut betroffene Menschen unter wirtschaftlichen Krisen und werden dadurch immer ärmer. Ein statistisches Maß, das zur Darstellung von Ungleichverteilungen herangezogen werden kann, ist der Gini-Koeffizient. Dieser kann einen beliebigen Wert zwischen 0 und 100 Punkten annehmen und zeigt die Abweichung der Verteilung des verfügbaren Einkommens auf Personen oder Haushalte innerhalb eines Landes von einer vollkommen gleichen Verteilung. Ein Wert von 0 bedeutet absolute Gleichheit, ein Wert von 100 absolute Ungleichheit. Aber Achtung, Einkommen ist nicht gleich Vermögen. 

Im Jahr 2024 lag der Gini-Koeffizient in Deutschland bei 29,9 Punkten2. Damit liegen wir hinter Ländern wie Norwegen, Belgien oder die Niederlande.

Laut Sozialverband VdK sind wohnen, heizen, essen – also die Lebensgrundlagen – für viele Menschen schlichtweg nicht mehr bezahlbar. So zeigt zum Beispiel eine aktuelle Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dass die Mieten innerhalb eines Jahres um durchschnittlich vier Prozent gestiegen sind. Seit 2010 haben sich die Nettokaltmieten insgesamt um 64 Prozent erhöht.3 Leider stiegen die Löhne im gleichen Zeitraum nicht proportional mit an, es bleibt also am Ende des Geldes immer mehr Monat übrig.

Die Politik muss ran 

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, muss die Politik Maßnahmen ergreifen. Wie so oft bei komplexen Themen gibt es leider keine “Quick Fix”-Lösungen. Es müssen viele verschiedene Stellschrauben gedreht werden, um sich der Thematik zu nähern. Einige denkbare Ideen sind: 

  • (Wieder-)Einführung einer Vermögenssteuer: Eine progressive Besteuerung sehr hoher Vermögen könnte in Deutschland jährlich schätzungsweise 85 Milliarden Euro generieren.4 Mittlerweile fordern sogar Hochvermögende selbst (z. B. Marlene Engelhorn), stärker besteuert zu werden, frei nach dem Motto “Tax me now!”
  • Investitionen in soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz: Die durch eine angepasste Besteuerung erzielten Einnahmen sollten in den Ausbau von Bildungschancen, Gesundheitsversorgung und sozialer Sicherung sowie in den Klimaschutz fließen. 

Kannst du persönlich etwas tun? 

Soziale Ungleichheit ist ein großes und vielschichtiges Problem und ohne die Politik keine Änderungen – aber jede Einzelne kann etwas tun! Hier sind einige konkrete Handlungsmöglichkeiten für dich, die dich in die Selbstwirksamkeit bringen können: 

  1. Informiere dich und andere: Bildung ist ein wichtiger Hebel für Veränderung. Indem du dich über soziale Ungleichheiten informierst und das Wissen weitergibst, sensibilisierst du dein Umfeld für dieses Thema. 
  2. Setze dich politisch ein: Nutze dein Wahlrecht und unterstütze politische Parteien und Initiativen, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Deine Stimme zählt! Einen Überblick darüber, welche Parteien sich wie gegen Armut engagieren, findest du hier.
  3. Engagiere dich ehrenamtlich: Es gibt eine Vielzahl an Organisationen, die sich für benachteiligte Menschen einsetzen. Durch freiwillige Mitarbeit kannst du direkt etwas bewegen und positive Veränderungen bewirken. 
  4. Unterstütze lokale Projekte: Ob Spendenlauf oder Nachbarschaftshilfe – Engagement vor Ort stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und verbessert die Lebensbedingungen direkt in deiner Umgebung. Und du kommst mit verschiedenen Menschen ins Gespräch, siehe Punkt 1 ;-)

Die Politik muss den Weg für mehr soziale Gerechtigkeit ebnen. Doch auch wir als Zivilgesellschaft können dazu beitragen, Ungleichheiten abzubauen und ein gerechteres Miteinander zu schaffen. Veränderung beginnt mit Engagement – also packen wir es an! 

 

* Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle Menschen sind explizit mitgemeint

https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/vermogenssteuer

2 https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Lebensbedingungen-Armutsgefaehrdung/Tabellen/einkommen-ungleichheit-zvgl.html

3 https://de.everreal.co/blog/aktuelle-entwicklungen-auf-dem-deutschen-wohnungsmarkt#:~:text=Laut%20einer%20Analyse%20des%20Deutschen,sowohl%20Bestandswohnungen%20als%20auch%20Neubauten.

4 https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/vermogenssteuer

 
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