Pimp my Rente?

Schon mal von der Möglichkeit gehört, Rentenpunkte zu kaufen? Aktuell wandert das Thema verstärkt durch die Medien, weil Rentenpunkte 2022 besonders günstig zu haben sind. Ab 2023 werden diese deutlich teurer.

Aber lohnt sich das und kommt das für dich überhaupt in Frage? Wenn du weiterliest, erfährst du alle Antworten.

Rentenpunkte – was ist das?

Rentenpunkte oder besser „Entgeltpunkte“, wie sie offiziell heißen, sind die Währung des gesetzlichen Rentensystems. Die gesetzliche Rente ist neben der betrieblichen Altersvorsorge und der privaten Altersvorsorge eine der drei Säulen der Altersvorsorge (oder AltersvorFREUDE, wie wir gerne sagen) in Deutschland. Du zahlst automatisch in die gesetzliche Rente ein, wenn du einem sozialversicherungspflichtigen Job nachgehst. Verdienst du in einem Jahr genauso viel wie der Durchschnitt in Deutschland (2021 waren das 41.541 € brutto[1]), erhältst du einen Rentenpunkt. Bei höherem Gehalt bekommst du mehr Rentenpunkte (maximal zwei pro Jahr), bei weniger entsprechend Anteile. Je mehr Punkte du während deines Berufslebens sammelst, umso höher wird deine Rentenzahlung ausfallen.

Für einen genauen Einblick, wie die gesetzliche Rente funktioniert, wie sich deine Rentenpunkte zusammensetzen und wie du deine Renteninformation liest, schau dir unbedingt die Aufzeichnung unseres Finance & Food zu dem Thema an!

Dürfen es ein paar Punkte mehr sein?

Es besteht die Möglichkeit, freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen und somit zusätzliche Rentenpunkte zu erwerben. Und bis zum 31.12.2022 ist das Ganze noch besonders attraktiv:

Während der Corona-Pandemie sank der bundesweite Durchschnittsverdienst erheblich (Stichwort Kurzarbeit!). Diese eher schlechte Nachricht führt dazu, dass du aktuell für jeden Euro, den du einzahlst, später mehr Rente bekommst, denn die Zahlen von 2020 dienen als Berechnungsgrundlage für Käufe von Rentenpunkten im Jahr 2022.

Für einen Rentenpunkt zahlst du aktuell in Westdeutschland 7.235,59 € und 6.943,49 € in Ostdeutschland. 2023 werden ungefähr 8.000 € für einen Rentenpunkt fällig[2]. Also wer einen freiwilligen Kauf plant, sollte das noch 2022 machen.

Für wen kommt das Punkteshopping überhaupt in Frage?

Du kannst deine gesetzliche Rente freiwillig aufstocken, wenn du nicht verpflichtend in die gesetzliche Rente einzahlst oder wenn du (oder deine Mama/Tante/Freundin) über 50 Jahre alt bist[3].

Punkte zu kaufen kann sich besonders lohnen, wenn du…

  • …mit 63 in Rente gehen willst und dafür 35 Beitragsjahre zusammenbekommen musst.
  • weniger als 5 Jahre in die gesetzliche Rente eingezahlt hast (hierzu zählen auch Rentenpunkte für Kinder). Erst nach 5 Jahren hast du einen Rentenanspruch und die freiwillig gekauften Punkte können dich über dieses Limit hieven.

Was spricht dafür?

Wenn du dich entscheidest, Punkte zu kaufen, wettest du darauf, lange genug Rente zu bekommen bzw. lange genug zu leben, damit du deine Investition wieder raushast. Je älter du also wirst, desto mehr kann es sich lohnen. Hast du vor, über 100 zu werden? Dann ran an die Rentenpunkte! 😉

Wenn du bei deinen Investitionen für die AltersVorfreude ein hohes Sicherheitsbedürfnis hast, kann ein Kauf sich für dich tatsächlich lohnen. Der Wert der Rentenpunkte kann wegen der Rentengarantie nicht fallen. Es ist sogar eine leichte Steigerung möglich, wenn man sich die Daten der Deutschen Rentenversicherung anschaut: Seit 2000 gab es im Schnitt pro Jahr rund 1,67 Prozent (West) Wertsteigerung.[4]

Außerdem kannst du den Kauf von Rentenpunkten als Sonderausgabe von der Steuer absetzen, und zwar aktuell 94 % der Kosten (innerhalb der geltenden Höchstgrenzen). 2023 dann sogar 100 % der Kosten (innerhalb der geltenden Höchstgrenzen).

Im Falle deines Todes fließt ein Teil dieses Geldes/deines Rentenanspruchs deinen Hinterbliebenen zu.[5] Allerdings nur, wenn du noch nicht in Rente bist. 

Und was dagegen?

Wenn du mehr auf Rendite als auf Sicherheit setzt und es dir eher um die Geldvermehrung geht, dann bist du mit einem Investment in einen weltweit aufgestellten ETF wie den MSCI World besser bedient. Mit einem World-ETF sind nicht nur bis zu 9 % Rendite drin[6], sondern du kommst immer an dein Geld, indem du Anteile verkaufst.[7] Rentenpunkte kannst du nicht wieder liquide machen.

Wer sich noch umfassender mit der Thematik beschäftigen will, kann bei Finanztip noch tiefer einsteigen.

Reminder

Bei unserer AltersvorFreude sollten wir sowohl Sicherheitsbausteine (z. B. die gesetzliche Rente, Versorgungswerk… die Grundsicherung!) haben, als auch Renditebausteine (z. B. ETFs). Wenn deine Sicherheitssäule noch sehr schmal ist, kann es sich lohnen, zusätzliche Rentenpunkte zu kaufen. Wenn deine Renditesäule noch schmal ist, solltest du dich vielleicht eher darauf konzentrieren, diese stärker aufzubauen.

 

 

[1] https://rentenbescheid24.de/das-vorlaeufige-durchschnittsentgelt-fuer-2022-ist-gesunken/

[2] https://www.finanztip.de/gesetzliche-rentenversicherung/rentenpunkte-kaufen/

[3] Wenn Du unter 45 Jahre alt bist, kannst du unter Umständen Beiträge für bestimmte Zeiten einer Ausbildung nachzahlen und dir dadurch wertvolle Beitragszeiten sichern.

[4] https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Ueber-uns-und-Presse/Presse/Meldungen/2022/220322_rentenanpassung_2022.html#_7qeq2utuo

[5] Die genauen Modalitäten sind hier nachzulesen: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Rente/Allgemeine-Informationen/Rentenarten-und-Leistungen/Renten-an-Hinterbliebene/renten-an-hinterbliebene_node.html

[6] https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/msci-world/

[7] Kursschwankungen und Gebühren müssen eingeplant werden.

 

 
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