Wenn Träume wahr werden – Finanzbildung in der Schule

Spätestens seit der Gründung des Female Finance Forums 2017 ist mir klar: Wir brauchen Finanzbildung in der Schule! Dennoch hat es fast fünf Jahre gedauert, bis der Traum in Erfüllung gegangen ist. Hier sind unsere 4 Erfahrungen nach einer Projektwoche „Finance4Future“ am Gymnasium Letmathe der Stadt Iserlohn!

1. Baue dir ein Netzwerk auf, bevor du es brauchst!

Ich zähle mich zu den Menschen, die gerne zur Schule gegangen sind. Deshalb habe ich auch über die Jahre seit meinem Abi (sporadischen) Kontakt zu einigen Lehrern gehalten. Anfang 2020 sprach mich einer dieser Lehrer an, ob ich im Rahmen einer Projektwoche an meiner ehemaligen Schule tätig werden wolle. Natürlich hatte ich Lust!

Hier zeigt sich wieder einmal: Baue dein Netzwerk auf und pflege es, ohne zu wissen, ob/wann du es einmal brauchst. Investiere, und irgendwann wirst du “ernten”.

Doch es kam anders: Die für April 2020 geplante Projektwoche wurde pausiert, da wir alle mit einer Pandemie beschäftigt waren.

2. Schulbildung: Es ist kompliziert.

(Fast) alle Beteiligten sind sich einig: Finanzbildung gehört in die Schulen. Warum haben wir sie noch nicht? Warum bewegt sich das System so langsam?

Die Schwierigkeiten sind vielschichtig: Das föderale Bildungssystem führt dazu, dass jedes Bundesland solche Veränderungen einzeln umsetzen muss; Schulen sind bereits ausgelastet und mussten insbesondere während der Corona-Pandemie mit immensen Veränderungen umgehen; Finanzen sind auch bei den Lehrkräften kein verbreitetes Thema, d.h. es kann nicht „einfach“ in einem informellen Format umgesetzt werden; Finanzen sind nicht eindeutig einem Schulfach zuzuordnen (Zinsrechnung? Mathe! Finanzsystem? Politik / SoWi! AltersvorFREUDE? Tja…), d.h. es gibt keine klaren Verantwortlichen in der Schule…

Generell haben wir aber gemerkt: Überall sind Einzelne mit starkem Willen und hoher persönlicher Einsatzbereitschaft; von der Person in einer Landeszentrale für politische Bildung, über den Lehrer am Gymnasium Letmathe bis zu den Geldlehrern e.V., die bereitwillig ihre Erfahrungen mit uns teilten. Die Mission „flächendeckende Finanzbildung“ eint viele!

3. Interesse und Begeisterung bei Schüler:innen ist vorhanden!

Vom 19.-21.10.2022 war es dann endlich so weit: Das Female Finance Forum war drei Tage lang an einem städtischen Gymnasium in Nordrhein-Westfalen vertreten, um im Rahmen eines jahrgangsübergreifenden Projekts das Thema „Finance4Future“ anzubieten. 22 Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 18 Jahren waren begeistert dabei. Für mich wurde dadurch ein Traum wahr!

Die Inhalte umfassten unter anderem:

  • Geschichte & Funktionen von Geld
  • Glaubenssätze & Sprichwörter rund um Geld (und die Relevanz von Glaubenssätzen für unser Verhalten)
  • Persönliche Finanzplanung (Führerschein in 2 Jahren? Fang schonmal an, zu sparen! Das neue Piercing mit 18? Alles klar, hier ist dein Sparziel!)
  • Alles rund um die Börse: Aktien, Anleihen, Nachhaltigkeit in der Geldanlage, und natürlich ein Börsenspiel!
  • Berufswünsche; Brutto- und Netto-Gehälter; AltersvorFREUDE; Rentenlücke; Steuern und Steuererklärung
  • Exkurse: Krypto, Gold, Unternehmertum

Besonders viel und hitzige Diskussion kam auf bei der Erkenntnis, wie hoch der Steuersatz sein kann und wie niedrig die Rente sein wird. Da schloss sich der Kreis zu den Glaubenssätzen: Ist es moralisch verwerflich, viel Geld zu verdienen und/oder zu besitzen? Wie viel Umverteilung ist gesellschaftlich erstrebenswert? Es war extrem spannend, die verschiedenen Gedanken und Meinungen zu hören!

4. Zuerst ein Pilot, dann eine langfristige Zusammenarbeit!

Sowohl die Schule als auch das 3f haben Interesse daran, Finanzbildung zu verstetigen. Möglicherweise wird es an der Schule demnächst längerfristige Angebote wie eine Finanz-AG oder ein anderes Format geben.

Unser Ziel ist, dass wir solche Formate einmal selbst durchführen, danach die Schule aber eigenständig das Ruder übernimmt. Nur so kann Finanzbildung langfristig und flächendeckend im Schulsystem verankert werden.

Es gibt diverse Schulen, die ebenfalls Interesse signalisiert haben, darunter auch andere Schulformen und andere Bundesländer. Unser Ziel ist weiterhin, Finanzbildung in die offiziellen Lehrpläne zu integrieren.

Bis wir so weit sind, wollen wir möglichst viele Schulen darin unterstützen, Finanzbildung im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten anzubieten. Dafür bereiten wir Unterlagen vor und bieten enge Betreuung der Lehrkräfte an; die Umsetzung sollte durch die Schulen erfolgen, denn nur so ist sie langfristig realisierbar.

 

 

 

 
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3 Replies to “Wenn Träume wahr werden – Finanzbildung in der Schule”

  1. Gisela Bergenthal

    Hervorragende Idee, wie schade, dass sowas bei euch kein Thema war in der Schule. Ich wünsch dir ganz viel Erfolg bei dem Plan.
    Liebe Grüße

  2. Sofie Fertig

    Das ist wirklich eine richtig tolle Initiative und dringend nötig – schließlich sollte das Thema Finanzen nun mal wirklich zum Grundwissen zählen…

    Viel Erfolg, liebe Claudia!

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