Aktienrente – Kommt jetzt die Renten-Revolution?

„Die Rente ist sicher!“

Dieser Satz des damaligen Arbeitsministers Norbert Blüm ist ganz schlecht gealtert. Wir alle wissen mittlerweile, dass die Rente nicht sicher ist und hinten und vorne nicht reichen wird. (Hier kannst du nachlesen, wie sich die Rente zusammensetzt.)

Die Idee des aktuellen Rentensystems – viele Jüngere zahlen Geld ein und weniger Ältere erhalten dieses Geld – funktionierte in der Zeit, aus der das Verfahren stammt, nämlich der Bismarck-Zeit (spätes 19. Jhd.). Dieser Kreislauf aus Einzahlung und Entnahme stößt an seine Grenzen, wenn Menschen immer länger leben (mehr Entnehmerinnen), gleichzeitig weniger Menschen geboren werden (weniger Einzahlerinnen) und dann auch noch viele Menschen gleichzeitig in Rente gehen, wie es in den nächsten 10-12 Jahren bei den sogenannten „Baby-Boomern“ der Fall sein wird[1]. Was also tun?

Im Koalitionsvertrag der aktuellen Ampel-Koalition wird ein Modell vorgestellt, das wir uns genauer ansehen wollen.

Die staatliche Aktienrente – The Facts

Der Vorschlag besteht aus mehreren Teilen, Hauptpunkt ist die sogenannte „Aktienrente“: 2 % vom Bruttoeinkommen sollen monatlich in einen vom Staat organisierten Aktienfonds eingezahlt werden. 1 % zahlt die Arbeitgeberin, 1 % die Arbeitnehmerin. Dieser Staatsfonds investiert das eingezahlte Geld der Bürgerinnen dann weltweit, langfristig und kostengünstig in Aktien und Anleihen und soll verlässliche Renditen abwerfen. Somit würde jede Bürgerin während ihres Erwerbslebens in ihren eigenen Topf investieren, der dann auch nur ihr bei Renteneinritt ausgeschüttet wird. Also weg vom Umlageverfahren hin zur Kapitaldeckung.

Aktienrente – ein Novum?

Norwegen und Schweden haben bereits seit Jahren Staatsfonds, die für ihre Rentnerinnen Rentenzahlungen generieren. Der schwedische Staatsfonds erwirtschaftet mit einem Volumen von knapp 84 Milliarden Euro (Stand April 2022[2]) durchschnittlich 11 % Rendite pro Jahr[3]. Das kann sich durchaus sehen lassen!

Der Vorstoß zur Aktienrente ist also nicht neu, sondern ist von unseren skandinavischen Nachbarinnen inspiriert. Aber auch die haben mit ihren Staatsfonds das Rad nicht neu erfunden, denn das weltweite und langfristige Investieren in kostengünstige Aktienfonds (meist ETFs) nennt sich Buy & Hold und wird bereits seit vielen Jahren von Privatpersonen erfolgreich genutzt, um privat fürs Alter vorzusorgen.

Die Vor- und Nachteile

Die Vorteile einer Aktienrente scheinen auf der Hand zu liegen: jede spart in ihren eigenen Topf, es gibt gute Renditen und wir kommen endlich weg vom Umlageverfahren.

Klingt erstmal super, das System hat aber auch ein paar Haken:

  • Bei einer verpflichtenden Aktienrente könnten wir nicht frei und selbstbestimmt entscheiden, worin unser Geld investiert wird. Es könnten Branchen unterstützt werden, die nicht im Einklang mit unseren persönlichen Werten stehen (Umweltzerstörung, Korruption, Menschenrechtsverletzungen, …). Wie du bereits bei deiner Kontowahl auf Nachhaltigkeit setzen kannst, erfährst du hier.
  • Frauen werden in diesem System – ähnlich wie im aktuellen – mit ihrer typischen Erwerbsbiographie (Elternzeiten mit anschließender jahrelanger Teilzeit-Tätigkeit, geringere Bruttoeinkommen) benachteiligt, da sie weniger lange und weniger finanzstark einzahlen könnten.
  • Wäre dieser stetig wachsende Topf an Geld vor politischen Begehrlichkeiten geschützt? Und wer garantiert, dass dieser Topf nicht bei der nächsten Gelegenheit (z. B. neue Pandemie) herangezogen wird? Bei Privatpersonen und ihren Investments ist der Fall klar: das investierte Geld gilt immer als Sondervermögen und kann selbst bei Insolvenzen von Kreditinstituten nicht angetastet werden. Wie es mit einem solchen Vermögen in Staatshand aussieht, steht auf einem anderen Blatt…

Wie kann ich heute schon davon profitieren?

Warum also warten, bis die Politik Tatsachen schafft, wenn du schon heute die Vorteile dieses Systems für dich arbeiten lassen kannst? Wirst du selbst aktiv, kannst du entscheiden, z. B. verstärkt in nachhaltige Anlagen zu investieren, du setzt deinen Schwerpunkt also selbst. Außerdem entscheidest du über deinen Startzeitpunkt und dein Geld ist in jedem Fall sicher vor fremdem Zugriff.

Mit unseren Angeboten kannst du dir in deinem Tempo das notwendige Wissen aneignen, um anschließend sofort loszulegen. 

 

[1] https://www.zeit.de/arbeit/2021-11/rentensystem-deutschland-probleme-finanzierbarkeit-rentenpolitik?utm_referrer=https%3A%2F%2F

[2] https://de.investing.com/funds/ap7-aktiefond

[3] https://www.capital.de/geld-versicherungen/der-schwedische-pensionsfonds-ap7-ein-vorbild-fuer-deutschland-121842

 
Previous Article
Next Article

4 Replies to “Aktienrente – Kommt jetzt die Renten-Revolution?”

  1. Yvonne

    Hallo Du,

    sei mir nicht böse, doch ich mag die u.g. Plattitüde einfach nicht immer wieder lesen!!! „Frauen werden in diesem System – ähnlich wie im aktuellen – mit ihrer typischen Erwerbsbiographie (Elternzeiten mit anschließender jahrelange Frauen werden in diesem System – ähnlich wie im aktuellen – mit ihrer typischen Erwerbsbiographie (Elternzeiten mit anschließender jahrelanger Teilzeit-Tätigkeit, geringere Bruttoeinkommen) benachteiligt, da sie weniger lange und weniger finanzstark einzahlen könnten“

    -> Fast Jede von uns, die Dir folgt, das würde ich unterstellen, entscheidet doch selbst, was sie für einen Job in welcher Arbeitszeit macht, oder mit welchem lausig-faulen oder unterstützenden Homepart sie Kinder in die Welt setzt, mit Top Ausbildung glaubt, der im Rentenalter noch liebende, auf einer TopRente sitzende Partner teilt dann die TZ-Steuerklasse 5-Altersarmutsrente mit ihr. Mir ist das zu viel „Frauen sind Opfer der Umstände dieser bösen Gendergap Arbeitswelt“. Ich bin jetzt seit über 20 Jahren für verschiedene Institutionen überwiegend in der Betriebsrentenwelt (Konzeption, Umsetzung, Beratung, rechtl. Ausgestaltung etc.) unterwegs und gefühlt werden unsere nachrückenden Aebeitsmarktteilnehmerinnen teilweise konservativer als unsere Frau Mamas 🙁 Und dann immer wieder in das Horn zu blasen, dass das ja mit der Plattitüde nun mal SO IST, finde ich da bei Deiner wöchentlich herbeigesehnten Kolumne mittlerweile echt anstrengend 😉 Vielleicht wäre das Thema mal eine Diskussionsrunde/Live Chat wert. Ich wäre dabei 🙂 Liebe Grüße and no offense, Yvonne

    • Claudia

      Liebe Yvonne,

      vielen Dank für deinen Input. Meinungsfreiheit liegt uns bei 3f am Herzen, weshalb wir deinen Kommentar mit Interesse gelesen haben und gerne darauf eingehen wollen.

      Natürlich ist jede Person, egal ob Mann oder Frau, erstmal für ihre Entscheidungen selbst verantwortlich; das gilt für die Jobwahl, die Partnerinnenwahl und die Lebensgestaltung.

      Dann sollte es aber auch so sein, dass jeder Job genug Geld bringt, um die Lebenshaltungskosten zu decken bzw. sollte es möglich sein, sich von seinem/seiner Partnerin trennen zu können, ohne in finanzielle Schieflage zu geraten. So mancher Prinz entpuppt sich eben erst bei genauerem Hinsehen als Frosch 😉 Nicht umsonst lag die Scheidungsrate 2021 bei 40 %.

      Auch wenn Begriffe rund um Gender Gaps scheinbar inflationär verwendet werden, so bestimmen diese doch maßgeblich unsere Lebensrealität, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht:

      2010 wählten 60 % der deutschen Frauen einen „typischen Frauenberuf“ (z. B. Erzieherin, Krankenpflegerin, Sprechstundenhilfe, …). Woher kommt dieser starke Wunsch, einem „weiblich“ assoziierten Beruf nachzugehen, wenn allen alle Berufe gleichermaßen offenstehen? Interessieren wir Frauen uns einfach nicht für bestimmte Bereiche, sprich MINT-Berufe? Doch, zu Beginn unseres Lebens tun wir das (noch)!
      Studien zeigen, dass bei Kindern im Kindergartenalter die geschlechtsspezifischen Interessen noch gleich verteilt sind.
      10 Jahre später ergreift plötzlich der Großteil der Frauen einen weiblich assoziierten Beruf. Zufall? Wohl kaum! Es muss also zu einem Teil an der gesellschaftlichen Sozialisierung liegen: Wie wachsen wir auf? Arbeitet Mama in Teilzeit in einem typischen Frauenberuf und macht die unbezahlte Care-Arbeit, während Papa den ganzen Tag einer „richtigen“ Arbeit nachgeht? Sind die Personen, die in Kindergarten & Grundschule arbeiten, größtenteils weiblich? Werden Mädchen eher und wohlwollender getröstet, während Jungs eher mit „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ stillgestellt werden? Die (fehlende) Repräsentation spielt hier eine beachtliche Rolle.

      Und warum ist der typische Frauenberuf überhaupt schlechter bezahlt? Man kann ganz klar beobachten, dass in Branchen, in denen der Frauenanteil wächst, die Löhne sinken. (Frauendominierte Berufszweige werden nicht mit der gleichen Wertschätzung bezahlt, wie andere gleichwertige Berufe (siehe Abwertungstheorie, DIW Berlin: Gender Pay Gap innerhalb von Berufen variiert erheblich).
      Auch bei der Gehaltsverhandlung liegt die Verantwortung für das Resultat nicht unbedingt bei den Frauen. Die Annahme, Frauen würden weniger nach Gehaltserhöhungen fragen, ist zwar weit verbreitet, aber nicht wahr. Frauen haben einfach weniger Erfolg bei Gehaltsverhandlungen als Männer. Außerdem kam in einer Befragung heraus, dass auch Männer UND Frauen es für gerechtfertigt halten, dass Männer 3 % mehr Lohn erhalten . Wenn man dann einen (meist männlichen) Vorgesetzten nach Lohn fragt, kann man sich das Ergebnis denken…

      Diese Punkte wirken auf der systemischen/gesellschaftlichen Ebene und können von einer Person alleine nicht überwunden werden. Es braucht viele Individuen, die sich für ein Umdenken einsetzen und damit auch Schritt für Schritt das Denken der Gesellschaft verändern können, wie Rosa Luxemburg, Marie Curie und andere geschichtsprägende Frauen das zuvor getan haben.

      Sich auf dem Ist-Zustand auszuruhen ist für uns keine Option, sondern wir wollen nach Lösungen suchen und Frauen empowern, ihre eigene Wege zu gehen und etwas in ihrem Leben zu verändern, um eben nicht Opfer der Umstände/des Systems zu sein oder zu bleiben. Dafür ist es unserer Meinung nach eine wichtige Grundlage, den Status Quo (mit all seinen Problemen) zu kennen, um ihn dann zielgerichtet verbessern zu können.

  2. Yvonne

    Danke für die Kommentierung. Passend hierzu eine Artikelempfehlung: 5. Mai 2022, Die Zeit, Wirtschaft S. 19: „Keine Blumen für Mama“ … Hurra das Baby ist da! Und schon hören in Deutschland so viele Mütter auf zu arbeiten wie in kaum einem anderen Land Europas. Wieso betrachten deutsche Frauen bis heute Ihren Mann so oft als Altersvorsorge? Ein paar Gedanken zum Muttertag – Viel Spaß bei der Lektüre!

    • Claudia, Female Finance Forum

      Liebe Yvonne,

      danke dir! Ich sehe es so: Wir brauchen beides.

      Solange wir in Deutschland eine Lohnlücke haben, die europaweit ihresgleichen sucht; solange wir keine flächendeckende Kinderbetreuung haben; solange wir das Ehegattensplitting haben; solange wir es nicht anders kennen, als dass Frauen zu Hause bleiben; solange wird es lange dauern, bis sich etwas ändert.

      Wir brauchen definitiv auch eine Veränderung in den Köpfen! Und dazu zählt der Hinweis, dass die Rente nicht reichen wird, wenn wir in Teilzeit erwerbstätig sind. Dazu zählt auch der Hinweis, dass wir hohe Scheidungsraten haben und daher die Ehepartner:in keine Altersvorsorge ist.

      Diese Veränderung in den Köpfen muss auch das Wissen beinhalten, dass die Rente für niemanden – egal, wie hoch das Einkommen ist – reichen wird, um den Lebensstandard zu halten.

      Daher bemühe ich mich, immer die verschiedenen Facetten aufzuzeigen: Den Status Quo (auch als abschreckendes Beispiel!), gepaart mit dem Investitionswissen und dem Hinweis auf strukturelle Veränderungen (angemessene Löhne, flächendeckende Finanzbildung, verfügbare Kinderbetreuung), die notwendig sind.

      Wie siehst du das?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert