Was ist wichtiger: Mut oder Geld?
Du bist so mutig!
Du bist mutig, weil du dich traust…
- … deine Partnerin* zu verlassen und nochmal ganz von vorne anzufangen.
- … deinen Job zu kündigen, ohne zu wissen, was danach kommt.
- … dein eigenes Unternehmen zu gründen.
- … deiner Chefin Widerworte zu geben und für deine Werte einzustehen.
Ja, Mut spielt in solchen Situationen und bei vielen Entscheidungen eine wichtige Rolle.
Viele Entscheidungen, von denen wir glauben, dass sie auf Mut beruhen, sind meiner Meinung nach in Wirklichkeit eine Frage des Geldes.
Was passiert, wenn es nicht gut läuft?
Kannst du es dir leisten, nach der Trennung von deiner Partnerin alleine die Miete für deine Wohnung zu bezahlen? Wenn das nicht der Fall ist, ist die Trennung deutlich schwieriger.
Kannst du es dir leisten, ein paar Monate lang von deinen Rücklagen zu leben, wenn du nicht schnell genug einen neuen Job findest? Dann geht die Kündigung deutlich leichter von den Lippen.
Kannst du es dir leisten, in deinem neu gegründeten Unternehmen erstmal einige Monate lang kein Geld zu verdienen und trotzdem deine Miete zu bezahlen? Wenn das nicht der Fall ist, wirst du es dir sicher mehrfach überlegen, bevor du deinen Angestellten-Job kündigst.
Dein Notgroschen…
Für ganz viele Entscheidungen bildet dein Notgroschen die wichtigste Grundlage. Du kannst dir genau ausrechnen, wie viele Monate du finanziell überbrücken kannst, bevor du auf staatliche Unterstütztung angewiesen ist. Deshalb ist der Notgroschen meiner Meinung nach einer der wichtigsten Schritte, wenn du deine Finanzen angehst.
… und so viel mehr.
In Wirklichkeit geht “finanziell motivierter Mut” aber weit über den Notgroschen hinaus.
Als ich das Female Finance Forum gegründet habe, wusste ich genau, wie lange mein Notgroschen reichen würde. Ich wusste aber auch: Falls es mit dem Unternehmertum nicht klappt,
- habe ich Eltern, die mir jederzeit ein Dach über dem Kopf gewähren würden;
- habe ich Geschwister und Freunde, die mich zum Essen einladen;
- habe ich eine Ausbildung und ein Netzwerk, die es mir ermöglichen, schnell wieder einen Angestellten-Job zu finden.
Dieses Netzwerk ist sogar noch wertvoller als eine rein finanzielle Rücklage.
Natürlich werden Menschen in derselben Situation unterschiedliche Entscheidungen treffen, weil sie eine unterschiedliche Risikofreudigkeit haben. Ich gründe ein Unternehmen, würde aber niemals aus einem fliegenden Flugzeug springen (egal, ob mit oder ohne Fallschirm). Bei dir würde die Entscheidung vielleicht genau umgekehrt fallen.
Dennoch bin ich überzeugt, dass viele Entscheidungen, die wir als mutig bezeichnen, in erster Linie mit den finanziellen Rücklagen und dem Netzwerk der Person zusammenhängen.
Deshalb sollten wir einen Notgroschen aufbauen und nicht über die Entscheidungen anderer Menschen urteilen. Wir wissen schließlich nicht, in welcher Situation sie sich befinden oder welche Erfahrungen sie in ihrem Leben gemacht haben.
*Wegen der besseren Lesbarkeit verwenden wir nur die weibliche Form. Alle anderen Menschen sind immer mitgemeint.
Wie wahr! Und wie schön, dass auch darauf hingewiesen wurde, nicht über andere zu urteilen.Das Menschliche, was in deinen Texten immer mit durch kommt,finde ich so wohltuend und auch Vertrauen erweckend. Danke!
Vielen Dank, liebe Ilse! Das freut mich sehr!
Gute Idee diesen beiden Begriffe miteinander zu verbinden. In meinem Fall ist es eine Grundhaltung, in der Mut eine Rolle spielt. Auf dieser Basis lässt sich dann mit finanzieller Unabhängigkeit einiges bewegen: Gründung der Firma verbunden mit Aussteigen aus dem Angestelltendasein. Ich glaube diese Elemente haben eine Wechselwirkung.