AllBright Bericht: Frauen in deutschen Unternehmensvorständen
Die deutsch-schwedische AllBright-Stiftung “setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein. Gleiche Karrierechancen für Männer und Frauen und bessere Unternehmensresultate durch gemischte, moderne Führungsteams sind das Ziel. Die Gleichstellung von Männern und Frauen ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern stärkt auch die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.”
Wenn ich in Vorträgen oder Workshops die folgenden Zahlen (und die Auswirkungen auf Einkommen, Vermögen und finanzielle (Un-)Abhängigkeit) präsentiere, bekomme ich häufig die Frage:
Ist das nicht Schnee von gestern?
Der Bericht der AllBright-Stiftung macht klar: Nein, ist es nicht. Leider.
Hier ein paar Grafiken, die die Lage in Deutschland im Jahr 2020 (nicht 1920…) verdeutlichen (Quelle: AllBright Bericht, September 2020):
Verteilung der Machtpositionen in den Unternehmen: Anteile von Männern und Frauen in den Aufsichtsrats- und Vorstandspositionen der 160 deutschen Börsenunternehmen am 1. September 2020:
Frauenanteil in den Vorständen der jeweils 30 größten Unternehmen im nationalen Leitindex am 1. September 2020:
Anteil der Unternehmen mit mindestens 2 Frauen im Vorstand | Anteil der Unternehmen mit einem Frauenanteil von mind. 30 Prozent im Vorstand |
Am 1. September 2020 in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen: 603 Männer und 68 Frauen:
Warum ist mir das Thema Frauen in Führungsposition so wichtig? Ich könnte mich ja auf die reinen Finanz-Themen beschränken.
- Eine bezahlte Erwerbstätigkeit bringt uns Rentenpunkte und Geld, das wir investieren können. Beruflicher Erfolg ist also die Grundlage für finanzielle Unabhängigkeit.
- Diese niedrigen Zahlen von Frauen in Führungspositionen reflektieren den Motherhood Lifetime Penalty, also die finanzielle “Bestrafung”, die eine Mutter dafür zahlt, dass sie ein Kind bekommt. In Deutschland sind es zwischen 40 und 70 %: Mütter mit einem Kind verdienen demnach 43 % weniger als gleichaltrige Frauen ohne Kind. Mit zwei Kindern verdienen sie sogar 54 % weniger, und mit drei Kindern schließlich ganze 68 % weniger als Frauen desselben Alters ohne Kinder. Bei Männern ist die Lage komplett gegenläufig: Väter verdienen bis zu 20 % mehr als kinderlose Männer gleichen Alters. (Quelle: Bertelsmann Stiftung, 2020) Und dann behaupten wir, das Bild des Ernährers gebe es nicht mehr?
- Mir geht es um Gerechtigkeit und Entscheidungsfreiheit. Frauen werden im jetzigen System davon abgehalten, in Führungspositionen zu kommen. Unter anderem dadurch, dass es keine Möglichkeit gibt, ein Vorstands- oder Aufsichtsratsmandat für Elternzeit, Pflege, Krankheit oder andere Gründe zu unterbrechen. Die Initiative #stayonboard setzt sich dafür ein, hier eine Gesetzesänderung zu erwirken. Männer werden davon abgehalten, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen oder Erzieher zu werden. Von echter, gelebter Entscheidungsfreiheit profitieren also alle, die nicht den klassischen Rollenbildern entsprechen.
Liebe Claudia,
vielen Dank für diesen sehr spannenden und informativen Beitrag!
Der zeigt mal wieder, dass insbesondere Mütter besonders für Finanzthemen sensibilisiert werden müssen.
Viele Grüße Maria