Die Macht der Gewohnheit
Zurzeit lese (bzw. höre) ich das Buch “The Power of Habit” von Charles Duhigg. Es ist ein sehr beeindruckendes Buch über die Macht der Gewohnheit. Zwei Erkenntnisse möchte ich mit euch teilen.
Gewohnheit > Erinnerung
Ein Teil des Buches handelt von einem Mann, der eine Erkrankung im Gehirn hatte, die operativ behandelt bzw. entfernt werden musste. Durch diese Operation verlor der Mann sein komplettes Kurzzeitgedächtnis.
Um sein Gedächtnis zu trainieren, wurde er in einer Klinik dazu aufgefordert, einer Form (z.B. Kreis, Quadrat, Dreieck) eine bestimmte Farbe zuzuordnen. Jeden Tag, wenn er zu der Übung erschien, wurde er gefragt:
- “Wissen Sie, warum Sie heute hier sind?” – “Nein.”
- “Waren Sie schonmal hier?” – “Nein”
- “Haben Sie diese Formen schonmal gesehen?” – Nein.
Er erinnerte sich an nichts.
Die Überraschung: Nach etwa 50 Durchläufen hat er in ungefähr 75 % der Fälle die richtige Zuordnung gefunden! Obwohl er sich weiterhin nicht daran erinnern konnte, die Aufgabe jemals vorher bearbeitet zu haben, löste er sie in der Mehrheit der Fälle richtig. Mit weiterem Training lag er sogar mehr als 80 % der Zeit richtig.
Seiner eigenen Aussage nach wusste sein Kopf nicht, was er tun sollte – aber seine Finger wussten es! Es war die Gewohnheit, die er sich antrainiert hatte.
Vielleicht kennst du das auch: Du läufst einen Weg entlang und stehst plötzlich vor einem vertrauten Gebäude, obwohl du eigentlich gar nicht dorthin wolltest – deine Füße sind quasi von alleine dorthin gegangen.
So unheimlich das klingt, können wir uns solche Gewohnheiten zunutze machen. Stell dir vor, du gewöhnst dir eine positive Gewohnheit an: Jeden Abend direkt nach dem Zähneputzen legst du alle 5€-Scheine beiseite. Oder du schreibst jeden Morgen ein paar Minuten lang in dein Tagebuch und bereitest dich auf den Tag vor. Je mehr so etwas eine Gewohnheit wird, umso weniger musst du darüber nachdenken – du tust es einfach. Und solche Gewohnheiten verschaffen uns Freiräume im Kopf, die wir für andere Aufgaben nutzen können.
Neue Gewohnheit > keine Gewohnheit
Vielleicht möchtest du dir eine neue Gewohnheit antrainieren. Beispielsweise früher aufstehen, dich gesünder ernähren oder mehr Pausen in den Alltag einbauen. Es gibt drei Schritte, die bei einer Gewohnheit ablaufen:
- Auslöser
- Gewohnheit
- Belohnung
Nehmen wir das Beispiel Süßigkeiten und Chips: Ein typischer Auslöser ist Fernsehgucken, oder Feierabend allgemein. Heißt: Eine Chocaholic setzt sich vor den Fernseher, bekommt dabei Lust auf Chips, und genießt dann das Gefühl von Chips im Feierabend.
Wenn die Chocaholic versucht, sich die Schokolade oder Chips abzugewöhnen, ist es leichter, diese Gewohnheit zu verändern, statt sie komplett wegzulassen. Es ist leichter, statt der Schokolade zu Obst oder Gemüsesticks zu greifen, als gar nichts zu essen. Und dann braucht auch die Chocaholic die Belohnung: Das bessere Gefühl im Magen, der (langsam, aber sicher) veränderte Geschmack…
Der Weg zu neuen Gewohnheiten umfasst auch mehrere Schritte:
- Identifiziere deine (bisherige) Gewohnheit.
- Identifiziere den Auslöser für deine Gewohnheit.
- Überleg dir eine alternative Gewohnheit, die du dir antrainieren möchtest.
- Such dir Unterstützung. Es ist eindeutig bewiesen, dass Menschen, die sich gemeinsam mit anderen Menschen ein (ähnliches) Ziel vornehmen, deutlich öfters ihr Ziel erreichen.
- Nimm dir 30 Tage, um die neue Gewohnheit Schritt für Schritt einzuführen (so lang dauert es im Schnitt, bis wir eine neue Gewohnheit etabliert haben).
- Sei geduldig mit dir selbst.
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