Wir sind alle Teil des Systems

Neulich habe ich euch gefragt, welches Buchcover euch besser gefällt, rosa oder grün. Hier sind nochmal die beiden Optionen:

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Eure Antworten waren eindeutig: Fast 80 % von euch haben für das grüne Bild gestimmt. Das Buch mit dem grünen Cover wird also nächstes Jahr im Frühjahr erscheinen! So aufregend! (Ich bin übrigens sehr glücklich, dass ihr euch so einig wart. Welches Cover mir besser gefallen hat, verrate ich euch nicht…)

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Ich fand es sehr spannend, die Reaktionen zu sehen. Von “beide toll” zu “beide langweilig/spießig” war alles dabei. Zum Glück fanden die meisten das Cover aber doch ganz akzeptabel 😉

Besonders interessant waren einige der Begründungen, die sich hauptsächlich für grün (oder besser gesagt, gegen rosa) ausgesprochen haben:

“Du bist doch seriös. In rosa nimmt dich niemand ernst!”

“Kein Mann wird ein rosa Buch kaufen!”

“Bloß nicht schon wieder dieses Klischee!”

Den letzten Punkt verstehe ich sehr gut. Wenn ich sehe, wie viele Produkte für Kinder immer entweder rosa oder blau sind und dabei klare Rollenzuschreibungen haben (die süße, rosane Prinzessin und der verwegene, blaue Pirat), dann geht mir auch der Kragen hoch. Dabei stört mich nicht die Farbe, sondern das Attribut: Wie wäre es mit einer verwegenen Prinzessin, einem süßen Prinzen oder einer verwegen-süßen Piratin?

Bei meinem Foto im rosa Blazer habe ich das gar nicht hinterfragt. Ich mag einfach die Farbe, und daher besitze ich dieses Kleidungsstück. Das hat nichts mit Strategie zu tun (nach dem Motto: Frauen finden rosa gut, also kaufe ich mir einen rosa Blazer), sondern mit meinem persönlichen Farbgeschmack. Hier fand ich es super, von euch den Spiegel vorgehalten zu bekommen und zu merken, dass ich bei anderen mehr im Klischee denke als bei mir selbst.

Du bist Teil des Systems – und kannst es daher verändern

Einige von euch waren der Meinung, kein Mann würde ein rosa (Frauen-)Buch kaufen. Wirklich? Heißt das, wir Frauen sollten ab jetzt keine blauen (Männer-)Bücher mehr kaufen? Im Gegenteil! Eigentlich sollte es doch vollkommen egal sein, welche Farbe ein Cover, ein Logo oder eine Haut hat; es kommt lediglich auf die Inhalte an.

Wenn wir davon ausgehen, dass rosa weniger seriös ist, wird es so bleiben. Wenn wir unseren Partnern kein Finanzbuch mit einem rosa Cover schenken, werden sie keinen Einblick in die weibliche Finanzwelt bekommen. Wenn wir mit unseren Freundinnen nicht über Finanzen reden, wird es ein Tabu bleiben.

Be the Change you want to see in the World.

Manche sagen, das Zitat stamme von Mahatma Ghandi, andere behaupten, das stimme nicht. Ich weiß nicht, wer es gesagt hat – von mir stammt es jedenfalls nicht 😉

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5 Replies to “Wir sind alle Teil des Systems”

  1. Natalia

    Sfark gesagt. Ich war diejenige die für rosa gestimmt hat und finds traurig dass sich das “Geschlechts neutrale” grün durchsetzte. Ich fände es gerade wegen den festgenagelten klischees die traurigerweise so viele menschen noch beschäftigen gerade deshalb stark dieses zu herausfordern. 🙂

  2. Gisela Bergenthal

    Es ist so schwierig, diesen Klischees zu entkommen – bei Enkelkindern dann fast schwieriger (oder offensichtlicher?) als bei den eigenen Kindern.

    Aber wir werden weiter daran arbeiten….

  3. Sylvia Thiel-Meyne

    Ich habe gerade erst deine Abfrage entdeckt und bin traurig, dass das neutrale Cover gewählt wurde. Ich bin 60 Jahr alt und als meine Töchter geboren wurden empfand man es als emanzipierte Frau sehr wichtig von vermeintlich vorgegebenen Rollenmustern dazu gehörte auch eine bevorzugte Farbauswahl wegzukommen. Meine Töchter wuchsen in einer blauen Welt heran beide sind wunderbare Menschen geworden, von denen eine alles Weibliche zelebriert, die andere teilweise noch immer “Berührungsängste” mit allen verbindet, was gemeinhin als weiblich gilt. …Ich hätte für das rosa Cover gestimmt, weil die Farben schön sind und sie Weiblichkeit ausdrücken und ich es wichtig finde, wenn Frauen stark und erfolgreich als Frau sein können und sich nicht neutral oder männlich geben müssen, um anerkannt zu werden. Steckt denn immer noch das Denken in unseren Köpfen, dass Blondinen dumm sind? Ich denke, dass erst wenn man ganz Frau/Mann/Divers mit seinen persönlichen Vorlieben leben darf Toleranz und Emanzipation gelungen ist.

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