Finance for Future!
Der Klimawandel aus Finanz-Perspektive
Vorgestern, am 20.09.2019, hat der globale Klimastreik stattgefunden. Initiiert von Fridays for Future, besucht von unzähligen Menschen weltweit. Inzwischen gibt es ja viele verschiedene Unterstützergruppen: Scientists for Future, Parents for Future, Entrepreneurs for Future, um nur ein paar zu nennen.
Der Klimawandel hat auch finanzielle Auswirkungen, die wir beachten sollten. In einem früheren Blogeintrag hatte ich von der Bedeutung eines nachhaltigen Girokontos geschrieben. Heute schauen wir uns das Finanzsystem als Ganzes an. Ich möchte dabei konkret die Rolle von Zentralbanken beleuchten, aber auch, was jede Einzelne von uns tun kann.
Die Deutsche Bundesbank als unsere Zentralbank hat die Aufgabe, die Stabilität des Finanzsystems zu bewahren. Es ist nicht ihre Aufgabe, sich mit Klimawandel, Menschenrechten oder Armutsbekämpfung zu befassen, es sei denn, diese haben Auswirkungen auf die Finanzstabilität. Dass die Bundesbank sich mit Green Finance beschäftigt, ist also bereits eine klare Aussage: Klimawandel beeinflusst das Finanzsystem!
Das Finanzsystem besteht hauptsächlich aus Banken und Versicherungen. Eine Bank wird selber kaum vom Klimawandel betroffen sein; sie steht in einer großen Stadt in einem festen Gebäude, und das direkte Risiko ist somit gering. Allerdings vergibt die Bank Kredite an Unternehmen, und diese Unternehmen sind verschiedenen Klimarisiken ausgesetzt. Wie diese Klimarisiken unterteilt werden können, kommt weiter unten. Versicherungen fällt auch eine wichtige Rolle zu, und zwar insbesondere, wenn sie z.B. Bauern gegen Ernteausfälle versichern.
Das Network for Greening the Financial System (NGFS), ein Netzwerk aus 36 Zentralbanken und Aufsichtsbehörden, hat die Vision eines “grünen” Finanzsystems. Dies tun sich nicht, weil sie nette Menschen sind, sondern weil sie es als Teil ihres Arbeitsauftrags sehen! Wie das Netzwerk in seinem Fortschrittsbericht schreibt, birgt der Klimawandel Risiken, die auch finanzieller Natur sind. Finanzielle Risiken werden normalerweise in messbaren, harten Kategorien wie Kreditrisiko (Nicht-Zurückzahlen eines Kredits) oder legalem Risiko (Kosten aufgrund von Gesetzesverstößen) gemessen. Die finanziellen Risiken des Klimawandels lassen sich in folgende Kategorien einteilen:
- Umweltrisiken: Das Risiko, dass der Finanzsektor direkt von Umweltschäden betroffen ist wie z.B. durch verschmutzte Luft, verschmutztes Wasser, oder dem Verlust von Biodiversität.
- Klimarisiken:
- Physisches Risiko: Das direkte Risiko, das durch den Klimawandel entsteht, wie vermehrte Dürren, Überschwemmungen oder Stürme.
- Übergangsrisiko (Transitionsrisiko): Das Risiko, das durch den Übergang zu einem CO2-armen Wirtschaftssystem entsteht.
Das NGFS konzentriert sich auf die Klimarisiken, da sie diese als dringlicher einstufen. Wie sehen denn Klimarisiken für eine Bank oder eine Versicherung aus?
Stell dir vor, du bist eine Bank. Du vergibst viele Kredite an verschiedene Unternehmen, darunter auch an Automobilhersteller. Das physische Risiko könnte hierbei sein, dass z.B. die Flüsse aufgrund von Dürre nur noch wenig Wasser führen und daher die Autoteile nicht per Schiff transportiert werden können (wie es erst letztes Jahr der Fall war).
Das Übergangsrisiko liegt darin, dass in einer CO2-armen, ressourcenschonenden Wirtschaft die herkömmlichen Autos nicht mehr gefragt sind. Eine gut funktionierende Branche wird somit wertlos, wenn sie nicht aktiv ihr Geschäftsmodell ändert. Besonders deutlich ist dieses Risiko in der Kohleindustrie: Kohlekraftwerke sind für Jahrzehnte geplant; ihr Wertverlust somit extrem hoch, wenn sie nach kürzerer Laufzeit abgestellt werden. Diese Unternehmen können somit ihre Kredite an die Banken nicht zurückzahlen. Wenn du als Bank viele Kredite an Unternehmen aus diesen gefährdeten Industrien vergeben hast, wird es für dich gefährlich, wenn du dein Geld nicht zurückbekommst.
2008 haben wir weltweit gespürt, wie es war, als nur eine Bank in den USA pleite gegangen ist. Wir können sowohl als Konsumentinnen, als auch als Investorinnen mit unserem Geld ein klares Signal senden, indem wir es nach unseren Werten anlegen.
Hallo Claudia!
Du bringst uns ganz schön ans Denken!! Danke…
Ute
Hallo Claudia,
super erklärt! Ich bin überzeugt, dass nachhaltige Investments der größte Stellhebe für den Einzelnen sind. Jetzt muss man sich hier “nur” noch für die Richtigen entscheiden..Super, dass Du das Thema immer wieder aufgreifst!
Bis bald, Frauke