Armut ist teuer!
Wenn wir uns entscheiden können zwischen reich sein und arm sein, wählen die meisten von uns wohl den Reichtum. Neben dem niedrigen Lebensstandard und der fehlenden Bequemlichkeit hat Armut aber einen weiteren gravierenden Nachteil: Sie ist teuer!
Hier kommen 8 Gründe, warum Armut teuer ist:
- Kontoführungsgebühren: Immer mehr Banken führen Kontoführungsgebühren ein. Diese können wir häufig umgehen, wenn wir einen Mindestgeldeingang haben, z.B. in Höhe von 700 € oder 1.000 € pro Monat. Wenn dieser Betrag nicht erreicht wird, fallen Kontoführungsgebühren an, die ich als wohlhabender Mensch umgehen kann. (Einen Vergleich verschiedener Girokonten findest du z.B. bei FinanzTip.)
- Dispo-Zinsen: Arme Menschen nutzen häufiger den Dispositionskredit (kurz: Dispo). Das heißt, dass sie ihr Konto überziehen und ins Minus gehen. Leider sind die Zinsen auf den Dispo die höchsten Zinsen, die anfallen: Momentan liegen sie durchschnittlich bei 9,7 %!
- SCHUFA: Die Schufa, die “Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung”, bewertet die finanzielle Glaubwürdigkeit von Menschen und Unternehmen. Ein schlechter Schufa-Score kann dazu führen, dass arme Menschen bei einer Bank kein Konto mehr bekommen. Die einzige Möglichkeit ist dann ein Konto bei einer Sparkasse, die gesetzlich dazu verpflichtet sind, jedem Menschen ein Konto zur Verfügung zu stellen. Leider sind Sparkassen relativ teuer. Arme Menschen kommen also an Kontoführungsgebühren nicht vorbei.
- Kreditzinsen: Ärmere Menschen zahlen höhere Zinsen auf einen Kredit oder bekommen ihn erst gar nicht. Das liegt daran, dass das Ausfallrisiko für die Bank höher ist. Genau wie bei der Geldanlage geht höheres Risiko mit höheren Zinsen einher – nur in diesem Fall leider nicht zu unserem Vorteil. Es geht sogar soweit, dass Banken schon aufgrund der Postleitzahl der Wohngegend, in der die Kreditantragstellerin lebt, die Konditionen für einen Kredit verschärfen. Krass, oder?
- P-Konto: Ein P-Konto, also ein Pfändungsschutzkonto, kann nicht gepfändet werden. Pro Monat kann ich dort 1178,59 € Guthaben behalten, die nicht gepfändet werden dürfen. Jedes normale Girokonto kann auf Antrag der Kontoinhaberin in ein P-Konto umgewandelt werden. Solch ein Konto brauche ich, wenn ich z.B. Schulden habe, die ich nicht zahlen kann. Mein normales Girokonto kann gepfändet werden, um diese Schulden zu bezahlen; mein P-Konto ist vor der Pfändung geschützt. Der Haken an der Sache: Ein P-Konto ist nicht kostenlos. Im Gegenteil, die Kontoführungsgebühren liegen zwischen 5 € und 20 € pro Monat!
- Inflation: Die Inflation berechnet sich nach einem repräsentativen Warenkorb, die ein durchschnittlicher deutscher Haushalt konsumiert. Hierin sind sowohl Alltags-Konsumgüter (Lebensmittel, Kleidung), also auch Autos oder Elektronik (Fernseher, Mikrowelle) enthalten. Ein armer Mensch kauft meistens weniger neue Elektronik, sondern gibt den größten Teil seines verfügbaren Einkommens für Alltagsgüter aus. Das Problem: Die Kosten von Alltags-Konsumgütern sind in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen als der Preis von Elektronik. Arme Haushalte sind also stärker von der Inflation betroffen als reiche Haushalte.
- Notgroschen: Arme Menschen haben häufig keinen oder keinen ausreichenden Notgroschen. Damit treffen sie unvorhergesehene Ausgaben wie eine neue Waschmaschine deutlich härter. Von Themen wie Trennung oder Krankheit gar nicht zu reden! Eine Waschmaschine über Ratenzahlung und die dazugehörigen Zinsen zu bezahlen ist teurer, als wenn du sie direkt in einem Abwasch bezahlen kannst.
- Kaution: Ohne ausreichend Rücklagen ist eine Kaution für eine Wohnung schwer zu stemmen. Arme Menschen müssen hierfür einen Kautionskredit in Anspruch nehmen. Auf diesen Kredit fallen natürlich auch wieder Zinsen an.
Armut ist also wie Treibsand, der das Vorankommen extrem erschwert. Neben diesen direkten finanziellen Benachteiligungen hat Armut auch deutliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unsere Zeit. Diese Aspekte schauen wir uns nächste Woche an.
Ich denke, dass es nicht um die Entscheidung zwischen arm und reich geht, sondern darum, ob wir im Laufe des Lebens die Chance bekommen bzw. nutzen, durch Bildung die Basis für höhere Einkommen schaffen zu können bzw. zu schaffen.
Natürlich gibt es auch unter sehr gut ausgebildeten Frauen, die die prekär beschäftigt sind, also z.B. immer wieder befristet, TZ mit max. 20h/Woche, scheinselbständig usw. Aber deshalb heißt das noch lange nicht, dass diese Frauen arm sind, also gerade mal das Existenzminimum zur Verfügung haben.
Frauen mit niedrigem oder gar keinem Qualifikationsniveau dagegen haben in der Regel mit niedrigen Stundensätzen zu kämpfen, die nicht mehr als Armut zulassen (kein Jahresurlaub, keine spontanen Reparaturen, keine Rücklagen für AV usw.).
Entscheidend ist aus meiner Sicht, was man für seine Arbeitsleistung pro Zeiteinheit verdient, wie unabhängig man die Vergütung verhandeln kann, in welcher Branche man tätig ist, wie hoch in Relation zum Preis der eigenen Arbeitskraft die laufenden Kosten sind und ob man Rücklagen hat bzw. bilden kann. Ein hohes Bildungsniveau ist direkt proportional zu besserer Bezahlung und höherer beruflicher Flexibilität. Deshalb ist Bildung ist das wichtigste Investment ab – im Grunde – Kindesbeinen.