Frauen und Geld – wie schlimm ist es wirklich?
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat in seiner Studie “Mitten im Leben” die Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu Einkommensgerechtigkeit im Lebensverlauf untersucht, mit besonderem Fokus auf Frauen und Männer im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Konkret hat sich das Ministerium die Wünsche und Lebenswirklichkeiten von Frauen zwischen 30 und 50 Jahren angeschaut und diese mit denen von Männern verglichen.
Diese Studie bringt einige zwar nicht überraschende, aber doch schockierende Zahlen mit sich. Die aus meiner Sicht wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse möchte ich daher hier kurz aufführen. Die ganze Studie des BMFSFJ kannst du hier herunterladen.
- Trotz quasi identischer Ausbildungsniveaus haben nur 10 % der Frauen zwischen 30 und 50 ein eigenes Nettoeinkommen von über 2000 € monatlich. Bei Männern liegt diese Zahl bei 42 %. Dies liegt hauptsächlich daran, dass nur 39 % der Frauen dieser Altersklasse in Vollzeit erwerbstätig sind. Bei Männern sind es dagegen 88 %. Dieser Unterschied führt zu großen Unterschieden in den Rentenzahlungen, und somit insbesondere bei Frauen zu großen Lücken in der Alterssicherung.
- Jede dritte Ehe wird geschieden, im Durchschnitt nach etwa 15 Jahren. Die finanziellen Probleme für Frauen entstehen somit nicht während der Ehe, sondern danach: “Diese Frauen haben große Probleme, durch eigenes Erwerbseinkommen ihren Lebensstandard zu halten oder überhaupt ihre eigene Existenz zu finanzieren.” (S. 4)
Für mich besonders schockierend ist der Unterschied zwischen verheirateten und nicht-verheirateten Frauen:
- “Von den verheirateten Frauen dieser Altersphase haben 19 % kein eigenes Einkommen und insgesamt 63 % unter 1.000 Euro. Die Ehe wird für viele Frauen aufgrund bestehender Anreizstrukturen in ihren Folgen und Risiken abhängigkeitsfördernd und kann sich existenzbedrohend auswirken auch für die Familie im Fall von Berufsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit des Hauptverdieners. Nur 6 % der verheirateten Frauen haben ein eigenes Nettoeinkommen über 2.000 Euro.”
Stichwort Alterssicherung:
- “Mehr als die Hälfte der Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren gehen davon aus, dass sie trotz ihrer beruflichen Qualifikation und trotz ihrer Erwerbstätigkeit im Alter nicht von ihrer eigenen Rente werden leben können, sondern von der Rente ihres Partners existenziell abhängig sein werden – oder im Fall von Scheidung oder frühem Tod ihres Partners relativ arm. Das gilt vor allem für geschiedene Frauen, von denen 74 % keine substanzielle eigene Rente erwarten. Auch 68 % der alleinerziehenden Frauen gehen davon aus, dass ihre spätere Rente nicht ausreicht für ihr Leben im Alter und sie abhängig sein werden von staatlichen Transferleistungen.” (S. 4f.)
Was können wir tun?
Die Zahlen des Familienministeriums sind schockierend und zeigen klar auf, dass Handlungsbedarf besteht. Hier sind einige Gedankenanstöße, wie du deine eigene (finanzielle) Situation verbessern kannst:
- Job: Der größte Hebel, den wir haben, ist die Erwerbstätigkeit. Solange Erziehungs- und Pflegezeiten sowie Ehrenamt nicht finanziell entlohnt werden, ist ein (sozialversicherungspflichtiger) Job essenziell. Er bringt uns sowohl ein Gehalt für die Gegenwart, als auch
Rentenansprüche für die Zukunft. - Haushalt: Wir sollten mit unserer Partnerin darüber sprechen, wie sie uns den Rücken stärken und uns in unseren (beruflichen) Plänen unterstützen kann. Wie Sheryl Sandberg, Co-Geschäftsführerin von Facebook, sagt: “A truly equal world would be one where women ran half our countries and companies and men ran half our homes.” (In einer wahrhaft gleichberechtigten Welt würden Frauen die Hälfte der Länder führen, und Männer die Hälfte der Haushalte.)
- Ausgleichszahlungen: Es kann finanziell sinnvoll, dass eine von euch sich auf den Job konzentriert und die andere ihr den Rücken freihält. Dann redet darüber, wie ihr diese (unbezahlte) Arbeit ausgleicht: Mit Zahlungen in die gesetzliche Rentenkasse, in eine private Rentenversicherung oder in anderer Form (Immobilie, Aktien…). Und redet darüber, welche Möglichkeiten ihr seht, wenn eine von euch diese Aufgabenteilung ändern möchte.
Ich frage mich schon länger, wofür die Ehe als Institution überhaupt gut ist, außer natürlich für die Rechtsanwälte…
Leider komme ich aber nicht umhin festzustellen, dass eine ganze Reihe Frauen die Ehe ganz angenehm finden in dem Sinne, dass sie sich den eben auch vorhandenen Härten des Berufslebens nicht stellen müssen. Umgekehrt übrigens gibt es auch Hausmänner, die die angenehmen Seiten dieses Standes durchaus genießen…
Ich glaube sofort, dass es wirklich so schlimm ist. Der Mangel an Bewusstsein für eigene Finanzen, den ich bei den Frauen in meiner Psychotherapeutischen Praxis erlebe, ist einfach grauenhaft.
Leute, kümmert euch drum. Ich bin selbst ewig dankbar den Leuten, die früher mir gesagt haben, dass ich mich kümmern muss.
Zur Zeit der Trennung wusste ich Bescheid über unsere Finanzen und hatte einen Beruf, der mich ernähren kann. Das macht eine Trennung nicht schön, aber aushaltbar.