Finanzielle Gewalt

Wie Frauen ihre Finanzen selbstbestimmt managen

„Mach dir keine Sorgen, Schatz, ich regle das für uns.“ Klingt erstmal fürsorglich – kann aber der Anfang von finanzieller Manipulation sein. Und gibt es in Partnerschaften häufiger, als man denkt. Wenn die Partnerin* das Konto kontrolliert, Entscheidungen über den Kopf hinweg trifft oder mit Geld Druck aufbaut, ist das kein „kleines Beziehungsproblem“, sondern ein ernstzunehmender Eingriff in die Selbstbestimmung und finanzielle Gewalt. Besonders Frauen sind davon betroffen – nicht zuletzt durch tradierte Rollenbilder, Care-Arbeit und finanzielle Abhängigkeiten. Zeit, das zu ändern, denn echte Gleichstellung beginnt auf dem Konto.

Wo beginnt finanzielle Gewalt?

Nicht jede Form finanzieller Kontrolle ist gleich laut oder dramatisch. Oft schleicht sie sich leise ein – und tarnt sich als „Verantwortung übernehmen“ und „sich kümmern“. Hier kommen einige Warnsignale, die du ernstnehmen solltest:

  • Du hast keinen Zugang zu gemeinsamen Konten
  • Finanzielle Entscheidungen werden ohne dich getroffen – oder über deinen Kopf hinweg (häufig vor allem größere Entscheidungen wie die Wahl eines Möbelstücks oder Autos)
  • Dein Partner gibt dir ein Budget vor, kontrolliert deine Ausgaben oder stellt dich für eigene Ausgaben zur Rede
  • Wenn es Streit gab, sind bestimmte finanzielle Absprachen hinfällig oder du traust dich nicht nach Geld zu fragen
  • Du hast das Gefühl, keine finanzielle Sicherheit zu haben – trotz Partnerschaft

Wenn du dich in einem oder mehreren Punkten wiedererkannt hast: Achtung! Hier geht es nicht um Vertrauen – sondern um Kontrolle.

5 Schritte zur finanziellen Eigenständigkeit

Selbstbestimmt mit Geld umzugehen bedeutet nicht, alles allein machen zu müssen. Aber: Du solltest jederzeit den Überblick über deine bzw. eure Finanzen haben – und handlungsfähig sein. So gelingt dir der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit:

  1. Eigenes Konto führen – immer. Auch bzw. gerade in Beziehungen. Gerne zusätzlich zu einem gemeinsamen Konto, aber das eigene Konto sollte für jede Person unumstößlich sein.
  2. 3-Konten-Modell prüfen: Gemeinsame Kasse, aber auch eigene Freiheit ist möglich.
  3. Regelmäßige Finanzchecks machen: Wie viel kommt rein? Wie viel geht raus? Wofür?
  4. Notgroschen anlegen – idealerweise 3 bis 6 Monatsgehälter. Für dich, nicht für „uns“.
  5. Faire Ausgleichsregelungen vereinbaren: Wer Kinder betreut, arbeitet weniger – das kostet Karrierechancen und Altersvorsorgemöglichkeiten. Sprich mit deiner Partnerin über Ausgleichszahlungen, Rentenpunkte und Ehevertrag.

Hilfe holen ist Stärke – keine Schwäche

Du hast das Gefühl, in einer finanziell manipulativen Beziehung zu stecken? Hol dir unbedingt Unterstützung. Frauenberatungsstellen, Schuldnerberatungen oder Organisationen wie finanzielle-gewalt.de helfen dir – diskret und professionell.

Und noch wichtiger: Lerne, wie Geld funktioniert. Finanzielle Bildung ist der beste Schutz vor Abhängigkeit. Podcasts, Bücher, Workshops – Wissen ist Macht. Nutze sie für dich und dein Wohlbefinden.

Selbstbestimmung beginnt mit den eigenen Finanzen

Es geht nicht darum, deinem Partner zu misstrauen – sondern dir selbst zu vertrauen. Jede Frau sollte wissen, was sie verdient, was sie ausgibt und wie sie sich absichern kann. Finanzielle Unabhängigkeit ist kein Luxus, sondern dein gutes Recht. Eine gesunde Partnerschaft kann nicht funktionieren, wenn eine Partnerin abhängig gemacht wird, lass dir nichts anderes einreden! Wie sieht’s auf deinem Konto aus?

 

* Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle Menschen sind explizit mitgemeint.

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