Kostspielige Männlichkeit: Willkommen im Patriarchat
Das Wort „Feminismus“ triggert viele Menschen. Oftmals auch Männer. Ganz schön blöd, wenn sie doch so stark von einer feministischeren Gesellschaft profitieren würden! Jährlich kosten Männer (bzw. ihr traditionelles Bild von Männlichkeit) den Staat 63 Milliarden Euro mehr als Frauen![1] Holy Sh*t…
Das Warum
Woher kommen diese Zahlen? Ganz einfach – Männer verhalten sich in vielen Aspekten sehr anders als Frauen, weil wir das eben so lernen. Frauen schlagen ihre Beine übereinander, Männer nehmen Platz ein. Konkret kommen die Kosten aus folgenden Bereichen:
- (Wirtschafts-)Kriminalität: 94% der Inhaftierten in Deutschland sind männlich!
- Verkehr: Männer verursachen häufiger schwere Verkehrsunfälle
- Sucht: Drogen- und Spielsucht betreffen überwiegend Männer[2]
- (Sexuelle) Gewalt: Die meisten Täter sind männlich…[3]
- Ernährung: Echte Männer essen Fleisch und trinken Alkohol – und das auf Kosten der Gesundheit (und der Gesundheitssysteme 😉 )
- Traditionelle Arbeitsteilung: Noch immer ist es üblich, dass Frauen sich mehr um Haushalt und Familie kümmern. Das bedeutet aber auch weniger Erwerbsarbeit (Fachkräftemangel hallo!!) und weniger Wirtschaftswachstum für den Staat.
Toxische Männlichkeitsbilder, die vom Patriarchat und Kapitalismus angeheizt werden, prägen uns nun mal mehr, als es uns lieb oder bewusst ist. “Männer weinen nicht” – Stereotype wie dieser erschweren es Männern, Gefühle auszudrücken und das mit verheerenden Folgen: 2023 wurden 73% aller Suizide in Deutschland von Männern begangen.[4]
Historischer Wandel der Männlichkeit
Das Ironische an unserem in Stein gemeißelten Bild von Männlichkeit, dass sich „angegriffen“ fühlt, ist, dass sich Männlichkeitsbilder historisch wandeln. Vor Jahrhunderten definierten sich Männer noch ganz anders. Im Mittelalter z. B. waren Klassenunterschiede viel entscheidender und haben den Platz in der Gesellschaft bestimmt – nicht das Geschlecht. Die Vergangenheit besteht aus Männern, die kleiderähnliche Gewänder trugen, selbstbewusst die Farbe Pink anzogen und eine bestimmte Nähe zwischen Männern war bisweilen auch vollkommen normal (heute würden viele dieses Verhalten verurteilen und als homosexuell einordnen).[5]
Wege zur Veränderung
Wandel braucht Zeit. Aber auch Menschen, die ihn vorantreiben und dazu gehört:
- Gesellschaft & Bildung: Abbau stereotyper Rollenbilder in Medien und Erziehung.
- Arbeitswelt: Flexiblere Arbeitsmodelle für alle Geschlechter.
- Gesundheit: Sensibilisierung für männerspezifische Gesundheitsrisiken.
- Politik: Wir müssen Männern UND Frauen zuhören! Und zwar ohne das Ego.
Die Zahlen zeigen deutlich: Das Patriarchat kostet nicht nur Frauen ihre Chancen, sondern belastet die gesamte Gesellschaft finanziell und emotional. Der Weg zu einer gerechteren und wettbewerbsfähigen Zukunft braucht eine Neugestaltung traditioneller Männerrollen! Dabei geht es nicht darum, Männer zu verurteilen, sondern gemeinsam neue, gesündere Wege des Zusammenlebens zu finden.
[1] “Was Männer kosten”: Boris von Heesen über den Preis des Patriarchats | NDR.de – Kultur – NDR Kulturdebatte
[2] Ebd.
[3] Harmful Masculinity Costs the United States More Than $15 Billion a Year, Reveals New Study | Equimundo
[4] Suizide in Deutschland – Statistisches Bundesamt (destatis.de)
[5] Körper und Geschlecht im Mittelalter: Bube, Dame, König, Penis – taz.de
Tags: Finanzen, Frauen, Freiheit, Gleichberechtigung, Maskulinität, Traditionelle Rollenbilder
Liebe Claudia Müller, ein so wichtiges Thema, das mich schon länger beschäftigt und das kontrovers diskutiert wird. Gerade auch deshalb, weil patriarchale Strukturen eine der wesentlichen Ursachen der Klimakrise sind (meine persönliche Meinung). Boris von Heesen schreibt dazu auch ein ganzes Kapitel. Die Frage ist aber: Wie kommen wir alle (Frauen UND Männer) da raus? Welche Wege gibt es, die es für Frauen und Männer attraktiv macht, die alten Strukturen zu verlassen? Was bedeutet es für nichtheteronormative Menschen? Erste Ansätze habe ich schon gefunden, s. hier https://pioneersofchange.org/men-return-komm-pakt/. Ich würde mich über weiteren Austausch dazu freuen! Viele Grüße, Annika #gerneperdu
Ein total interessanter Artikel. Über einige Aspekte habe ich noch nie nachgedacht – bis jetzt!
Danke für diesen tollen Beitrag.