Rettet die Gans! Die 4-Prozent-Regel kurz erklärt

Ein Investorinnenleben* besteht im Grunde aus zwei Teilen: der Ansparphase und der Entnahmephase. Die Ansparphase dauert in der Regel länger, es sei denn, du hast vor, weit über 100 Jahre alt zu werden…möglich ist alles. 😉   

Für die Ansparphase gilt:  

  • Einnahmen maximieren (Stunden aufstocken, Dinge verkaufen, …) 
  • Ausgaben im Blick behalten bzw. möglichst reduzieren (z. B. regelmäßig laufende Verträge & Abos überprüfen) 
  • die Sparrate soweit hochschrauben wie möglich 
  • die Zeit ist dein Freund und der Zinseszins noch viel mehr ❤️ 

Mit der Entnahmephase haben wir uns hier schon mal näher beschäftigt. Dort kannst du nachlesen, welche Möglichkeiten es in der Entnahmephase gibt und welche davon am besten zu deiner persönlichen Altersvorfreude passt.

Langlebigkeit – Traum oder Risiko? 

Solltest du wirklich vorhaben, über 100 zu werden, ist es wichtig, dich gut aufzustellen. Dein Geld sollte im Alter reichen, sonst schaust du die letzten Jahre in die Röhre. Versicherungen sprechen in der Tat von einem „Langlebigkeitsrisiko“, denn für sie spielt es eine große Rolle, wie alt eine Versicherungsnehmerin wird. Es ist natürlich wünschenswert und schön, wenn einem ein langes Leben beschert ist, aber ein langes Leben muss man sich auch leisten können. Klingt unromantisch, ist aber so! 😊  

Bei der gesetzlichen Rente und der betrieblichen Altersvorsorge, also den ersten beiden Säulen der Altersvorsorge in Deutschland, trägt der Versichernde dieses Risiko: Die Auszahlung der Leistung erfolgt auf Lebenszeit, egal wie lange (d)ein Leben dauert1. 

Bei der dritten Säule, der privaten Altersvorsorge, ist dies nicht der Fall. Ist dein Geld einmal aufgebraucht, dann ist diese Geldquelle versiegt. Hier kommt es also auf deine geschickte Kalkulation und Planung an. Und genau dabei wollen wir dir helfen!  

Die 4-Prozent-Regel 

Egal, ob langlebig oder nicht, dein Geld sollte idealerweise reichen und nicht vor deinem Ableben aufgebraucht sein. Eine Methode, die das sicherstellen soll, ist die 4-Prozent-Regel. Sie besagt, dass du jährlich etwa 4 % aus deinem Depot entnehmen kannst, ohne dabei Kapital verzehren zu müssen. Du behältst also immer einen soliden investierten “Rumpf” (deine Gans), den du nicht antastest. Du schöpfst nur den Überschuss (die Eier) ab.  

Historisch betrachtet konnten Anlegerinnen, die auf den MSCI World Index setzten, seit 1975 mit einer durchschnittlichen Rendite von jährlich 9 % rechnen.2 Diese Performance schlägt die 4 % natürlich bei weitem, aber Vorsicht! Inflation, Steuern, Gebühren und Kosten für dein Depot musst du natürlich auch berücksichtigen. Wenn du also lieber konservativer planen willst, kannst du auf eine Entnahme von nur 3 % setzen.

Damit die 4-Prozent-Regel funktioniert, muss die Börse entsprechend mitspielen. Es gibt immer mal Jahre, die nicht so optimal laufen, der Aktienmarkt ist und bleibt volatil. Du solltest auch überleben können, wenn du einmal weniger entnehmen kannst. Wir erinnern uns: eine solide Altersvorsorge steht im günstigsten Fall auf drei Beinen. In schwächeren Börsenjahren sollte die gesetzliche und die betriebliche Altersvorsorge einspringen. Beziehe diese beiden Säulen also unbedingt in deine Gesamtkalkulation mit ein.

Ein Rechenbeispiel  

Überlege dir, welchen Betrag du jährlich (aus deiner privaten Altersvorsorge) zum Leben benötigen wirst. Um im Alter den eigenen Lebensstandard halten zu können, sollten 60 % des Bruttoeinkommens bzw. 75 – 80 % des Nettoeinkommens zur Verfügung stehen. Multipliziere deinen gewünschten jährlichen Betrag mit dem Faktor 25 und du erhältst die Summe, die du angespart haben solltest, sobald du in die Entnahmephase wechselst. (Wenn du die 3 %-Regel ansetzt, solltest du den Faktor 33 ansetzen.) Mit den Zahlen spielen kannst du mit Hilfe dieses Rechners.

Willst du z. B. 2 500 € monatlich zur Verfügung haben, kommst du auf eine Summe von 30 000 € jährlich. Multiplizierst du diese Summe mit dem Faktor 33 erhältst du deine Zielsumme von 990 000 €. Es sollten sich also 990 000 € in deinem Depot befinden, wenn du später 2 500 € monatlich haben willst.

Wenn dein Kapitalstock 990 000 € beträgt, wäre dieses Geld in der Vergangenheit um circa 89 000 pro Jahr gewachsen (9 % Gewinn pro Jahr; das ist der Durchschnitt des MSCI World von 1970 bis heute). Entnimmst du 39 600 € (4 %) im Jahr, bleibt dein Kapitalstock aller Voraussicht nach bestehen und wird nicht schrumpfen. Das ist natürlich der Brutto-Betrag, d.h. du musst davon Steuern zahlen – somit kommst du auf die ca. 30 000 € pro Jahr, die du dir als Ziel gesetzt hast. 

Für dich als Anlegerin in der Ansparphase ist es wichtig, möglichst konkret auszurechnen, welchen Kapitalstock du benötigen wirst, wenn du in die Entnahmephase wechselst. Auf diese Summe solltest du hinarbeiten, damit du später einmal die (goldenen) Eier deiner Gans genießen kannst, ohne sie irgendwann schlachten zu müssen. 

 

 

* Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle Menschen sind explizit mitgemeint.

1 Es gibt Verträge zur betrieblichen Altersvorsorge, die die Option einer Einmalzahlung bei Renteneintritt anbieten. Wählst du diese Option, befreist du die Versicherung von (d)einem Langlebigkeitsrisiko.

2 https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/msci-world/#:~:text=Der%20Aktienindex%20MSCI%20World%20b%C3%BCndelt,rund%209%20Prozent%20j%C3%A4hrlich%20erzielen.

 

 
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