Financial Load – die Last der Verantwortung
Finanzielle Sorgen können heißen, dass man wenig oder kein eigenes Geld hat. Was aber, wenn wir nicht in finanzieller Not sind, sondern die finanzielle Verantwortung tragen – zum Beispiel für unsere Familie? Wenn wir die Hauptverdienerin sind und die finanzielle Belastung zum ständigen Begleiter wird? In diesem Blogbeitrag klären wir über den sogenannten „Financial Load“ auf und geben dir ein paar Tipps an die Hand.
Was ist Financial Load?
Financial Load beschreibt die finanzielle Last, die wir tragen, wenn wir nicht nur für uns, sondern auch für andere Menschen die finanzielle Verantwortung tragen. Unter Financial Load leiden in unserer Gesellschaft vor allem Männer. Viele Familien in Deutschland spiegeln ein traditionelles Familienbild wider, in dem die Frau in Teilzeit oder gar nicht erwerbstätig ist und viel Zeit mit den Kindern zu Hause verbringt. Sie steuert keinen oder einen geringen finanziellen Beitrag zum Familieneinkommen bei, übernimmt stattdessen den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit. Der Mann übernimmt als Gegenstück den größeren Teil der finanziellen Verantwortung. Natürlich ist das Szenario genauso übertragbar auf gleichgeschlechtliche Paare und heterosexuelle Beziehungen, in denen die Frau die Hauptverdienerin ist.*
Was ist das Problem?
Die Partnerin mit dem Financial Load muss immer in erster Linie das Geld für den etablierten Lebensstandard bereitstellen, oder mindestens für alle Lebenshaltungskosten. Sie kann nicht einfach so den Job wechseln oder länger ausfallen, weil dann womöglich weniger oder kein Geld zur Verfügung steht. Und im besten Fall sollte sie auch noch einen Ausgleich an die nicht erwerbstätige Person leisten, da diese die Care-Arbeit übernimmt. Das Ganze kann eine hohe Belastung sein, wenn man immer der „breadwinner“, also die Hauptverdienerin in der Beziehung ist. Die andere Person begibt sich dagegen automatisch in eine finanzielle Abhängigkeit von der Hauptverdienerin. In gewissen Abschnitten im Leben ist das ganz normal und geht vielleicht auch nicht anders (z.B. während der Elternzeit); wichtig ist nur, dass man sich dessen bewusst ist.
Das Äquivalent zum Financial Load ist übrigens der Mental Load von der nicht erwerbstätigen Person. Sie kümmert sich um alles andere, wie Arzttermine, Einschulungen, Geburtstage, Haushalt etc. All diese Sachen schwirren in ihrem Kopf herum und können ebenfalls belastend sein.
Einfach drüber reden!
Hört sich so leicht an, und kann es auch tatsächlich sein. Geteiltes Leid ist halbes Leid! Redet konkret darüber: Welche Themen oder Aufgaben belasten euch? Wie könnt ihr euch gegenseitig unterstützen? Es tut schon gut, wenn die Partnerin honoriert, was du alles leistest und dadurch weiß, warum du vielleicht manchmal so erschöpft bist. Und vielleicht könnt ihr euch gegenseitig beim Einkommen unterstützen, das Budget optimieren und den mentalen Load entlasten. Natürlich kann auch eine klare Aufgabenteilung funktionieren – es muss zu euch als Paar und Familie passen.
Augen auf: Je mehr Verantwortung ihr teilt, umso mehr teilt ihr auch die Entscheidungsmacht 😉
Tausch dich auch mit deinen Freundinnen aus, wie sie das handhaben. Ihr könnt sicherlich voneinander lernen.
Financial Load ist hauptsächlich ein Problem, unter dem Männer leiden – und oftmals sind sie sich dessen gar nicht bewusst. Das kann unglaublich belastend sein! Das ist genau der Grund, weshalb es den Feminismus gibt: Es geht nicht um Frauen oder Männer, es geht um die Veränderung des ganzen Systems, damit es jeder Einzelne von uns auf ihre eigene Art und Weise besser geht. Indem wir über solche Themen reden und aktiv drüber nachdenken, können wir gemeinsam etwas ändern!
Hier kannst du mehr zum Financial Load in der Men’s Health lesen.
*Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle anderen Menschen sind explizit mitgemeint.
Tags: Austausch, Financial Load, Finanzen, Freiheit, Geld, Gleichberechtigung, Mental Load
Danke für die Thematisierung dieses Themas. Seit vielen Jahren die Hauptverdienerin mit einem selbstständig tätigen Ehemann, dessen Einkünfte teils stark schwankten, teils einfach niedrig waren, hat mir der „Financial Load“ manches Mal die Luft zum Atmen genommen. Ein Arbeitsplatzwechsel musste/muss immer gut bedacht sein. Die Möglichkeit, bei schwierigen Verhältnissen am Arbeitsplatz spontan zu kündigen, besteht schlichtweg nicht. Zum Glück habe ich in meinem Freundinnenkreis Frauen, denen es ebenso geht – wir brauchten aber eine Zeit, offen darüber zu sprechen. Das wiederum kann ich sehr empfehlen, ich jedenfalls fühlte die Last durchs Teilen etwas gemindert.
Liebe Nicole,
das ist eine super Nachricht! Es freut mich sehr, dass der Austausch mit deinen Freundinnen so hilfreich war!
LG Antonia
Ich denke es kann auch hilfreich sein sich, als Hauptverdienerin, entsprechend gegen einen Verdienstausfall abzusichern. Z. B. Eine BU abschließen und natürlich der – durch Claudia mehr ins Bewusstsein gerrückte – Notgroschen, sollte da sein. Danke für den Beitrag. Hilft auch sich mal mehr in die Rolle der anderen hinein zu versetzen.
Liebe Michaela,
danke für deinen Kommentar! Das ist eine super Ergänzung, der Notgroschen sollte auf jeden Fall da sein und eine BU ist auch immer sehr sinnvoll!
LG Antonia