Grundrente: Schluss mit Altersarmut?
Lange wurden die Medien davon beherrscht: die Rentenreform des französischen Präsidenten Emanuel Macron. In ganz Frankreich kam es zu Demonstrationen und Streiks. Und das für Wochen. Jegliche Art von Rentenreformen treffen einen wunden Punkt: die Angst vor Altersarmut. Allein in Deutschland machen sich 56 % der Frauen Sorgen um ihre Absicherung im Alter.[1] In Europa gibt es vielerorts eine Mindestrente, aber wie sieht es in Deutschland aus?
Dürfen wir vorstellen: die Grundrente
In Deutschland gibt es keine Mindestrente, also keine Minimalrente, die das Existenzminimum abdeckt. Dafür haben wir seit 2021 die Grundrente. Der Unterschied besteht darin, dass unser deutsches System an Leistung und somit an Rentenpunkte gebunden ist. Die Rentenzahlung fällt je nach Höhe der Rentenpunkte aus. Und so fällt auch die Grundrente unterschiedlich hoch aus (maximal 441 €[2]). Je länger du einer bezahlten Erwerbstätigkeit nachgehst und je höher dadurch deine Beitragszahlungen sind, desto mehr Rente steht dir im Alter zur Verfügung. Die Grundrente unterstützt Menschen, die zwar viele Jahre sozialversicherungspflichtig gearbeitet , aber dabei wenig verdient haben.
An wen richtet sich die Grundrente?
Die Grundrente soll Geringverdienerinnen* auffangen, sodass diese nicht mehr auf die staatliche Grundsicherung (oder auch Sozialhilfe) angewiesen sind. Die Grundsicherung berücksichtigt dein Vermögen; das heißt, du musst den Großteil deines Vermögens aufgebraucht haben, bevor du vom Staat Unterstützung bekommst. Die Grundrente hingegen verlangt das nicht. Hast du mindestens 35 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt, warst selbstständig, hast Kinder großgezogen oder Verwandte gepflegt, dann erfüllst du bereits einen Teil der Kriterien. Bei nur 33 Einzahlungsjahren wird deine Rente ebenfalls aufgestockt, jedoch weniger stark. Außerdem darf dein Einkommen während deiner gesamten Erwerbszeit im Schnitt nur 80 % des Durchschnittsverdienst aller Versicherten betragen (2023 liegt diese Zahl bei 3.595 € brutto monatlich). Ist es allerdings weniger als 30 %, hast du keinen Anspruch mehr auf die Grundrente. Wenn du also durchschnittlich zwischen 1.079 € und 2.876 € (2023) brutto monatlich verdient hast, hast du Anspruch auf die Grundrente.[3]
Das Ganze wird automatisch ausgerechnet und du musst keinen Finger krümmen (zum Glück, denn die Rechnung ist ziemlich kompliziert). Die Grundrente soll vor allem Frauen und Menschen in Ostdeutschland zugutekommen. Die Löhne in Ostdeutschland sind durchschnittlich niedriger als im Westen[4] und Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und zahlen so zwar manchmal lange in die Rentenkassen ein, allerdings mit geringen Beträgen.[5] Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales werden derzeit ca. 1,1 Millionen Zuschläge ausgezahlt. Allerdings bekommen Rentnerinnen im Schnitt nur 86 € pro Monat.[6] Hier kannst du dir Beispiele der Grundrentenzuschläge anschauen.
Erklärfilm 2: Wer bekommt die Grundrente? – YouTube
Und was ist mit der Aktienrente?
Wir hatten uns schon so auf die Aktienrente gefreut, aber dann kam sie doch nicht. Jedenfalls nicht so wie ursprünglich geplant: Die Aktienrente sollte unser derzeit bestehendes System (basierend auf dem Leistungsprinzip) ablösen und das Problem der wenigen jungen Menschen, die viele ältere Menschen tragen sollen, lösen. Wie? Indem monatlich 2 % des Bruttoeinkommens in einen Fonds investiert werden. Dabei wird 1 % von der Arbeitnehmerin und 1 % von der Arbeitgeberin beigesteuert. Schweden verwendet diese Art von Altersabsicherung schon seit Jahren und die Rendite des Fonds kann sich mit 11 % pro Jahr definitiv sehen lassen! Mehr Details findest du in diesem Blogbeitrag. Umgesetzt wird 2023 jedoch eine andere Art von Aktienrente. Es handelt sich eher um ein „Generationenkapital“, das nicht unsere Rentenzahlungen erhöht, sondern vielmehr unsere Beitragszahlungen stabil halten soll, sodass die jüngere Generation nicht alles alleine tragen muss. Dafür sollen bis 2037 jedes Jahr 10 Milliarden Euro vom Bund investiert werden. Alle Vor- und Nachteile (und ob das auch wirklich so klappt) findest du hier.
Eine Mindestrente wie in anderen europäischen Ländern haben wir zwar nicht, aber so langsam tut sich etwas in der Politik. Nichtsdestotrotz möchte ich mich nicht darauf verlassen müssen, dass der Staat das schon irgendwie hinbekommt, du etwa?
Sich selbst um die Finanzplanung zu kümmern und sich das nötige Wissen anzueignen, ist und bleibt also die wertvollste Strategie. Selbst für die Rentenzeit vorzusorgen, kann ganz unterschiedlich aussehen und das sollte es je nach Alter und individuellem Empfinden auch. Finde eine Anlageform, die zu dir und deinem Leben passt.
*Wegen der besseren Lesbarkeit benutzen wir nur die weibliche Form. Alle anderen Menschen sind explizit mitgemeint.
[1] Hälfte der Bürger hat Angst vor Altersarmut – Frauen mehr als Männer (berliner-zeitung.de)
[2] BMAS – Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Grundrente: Alles zur Berechnung, Prüfung Ihrer Ansprüche und Auszahlung
[3] Grundrentenzuschlag | Der Grundrentenzuschlag | Deutsche Rentenversicherung (deutsche-rentenversicherung.de)
[4] Hans-Böckler-Stiftung: Ost-Löhne noch immer deutlich niedriger | tagesschau.de
[5] BMAS – Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Grundrente: Alles zur Berechnung, Prüfung Ihrer Ansprüche und Auszahlung
[6] Grundrentenzuschlag | Der Grundrentenzuschlag | Deutsche Rentenversicherung (deutsche-rentenversicherung.de)
Tags: Aktienrente, Altersarmut, Finanzen, Geld, Mindestrente
Aktienrente, davon habe ich noch nie gehört, klingt aber total interessant und als könnte es ein paar unserer Probleme lösen.
Warum wurde sich dagegen entschieden?