4 Kritikpunkte an ETFs
ETFs (Exchange Traded Funds) bieten viele Vorteile, insbesondere für uns Kleinanlegerinnen*. (Falls du nicht weißt, was ein ETF ist, kannst du das hier und hier nochmal nachlesen. Oder dir in meinem Online-Kurs die passenden Bausteine anschauen.)
Aber wie alles im Leben, haben auch ETFs nicht nur Vorteile und damit ihre (berechtigten) Kritiker. Die eierlegende Wollmilchsau sind sie also nicht. Oder doch?
Hier zeige ich dir die häufigsten Kritikpunkte und meine Meinung dazu:
1. ETFs verstärken Markttendenzen, weil Anlegerinnen schnell (und in Panik) verkaufen können.
Ja, ETFs können Markttendenzen verstärken. Wenn ein Unternehmen z.B. aus dem DAX ausscheidet, müssen alle DAX-ETFs dieses Unternehmen verkaufen. Damit sinkt der Aktienkurs noch weiter, obwohl die grundlegende wirtschaftliche Situation des Unternehmens unverändert ist. Das betrifft aber eher einzelne Unternehmen und nicht den ganzen Markt.
Wenn viele Anlegerinnen gleichzeitig verkaufen, verstärken (oder erschaffen) sie eine Marktbewegung. Unsere ETFs können wir jederzeit verkaufen; wir haben also die Möglichkeit, auf so eine Marktbewegung aufzuspringen und sie zu verstärken. Wir müssen das aber nicht tun; es ist kein Automatismus, sondern unsere Entscheidung. Langfristige Investorinnen ignorieren solche kurzfristigen Marktschwankungen und können damit sogar für mehr Stabilität an den Märkten sorgen.
2. ETFs locken nicht-mündige Anlegerinnen zu schnell an die Börse.
Diese Gefahr besteht definitiv. Es gibt genug Angebote im Netz nach dem Motto “In 1,5 Stunden zu deinem ersten ETF”. Ja, so schnell und einfach sind ETFs. Ich sehe das kritisch. Das Problem sind aber nicht die ETFs; das Problem ist die fehlende Finanzbildung. Weder die Börse noch ETFs sind grundsätzlich gefährlich, wenn wir verstehen, wie sie funktionieren.
3. Nicht alle ETFs sind sicher!
Stimmt. Was ist schon sicher? 😉 Natürlich gibt es ETFs, die ein höheres Risiko haben, und es gibt ETFs mit sehr niedrigem Risiko. Deshalb ist es wichtig, die Unterschiede zu verstehen, bevor du investierst. Und dann nur die ETFs zu wählen, die zu deinem persönlichen Risikoprofil passen.
4. Anlegerinnen geben ihr Aktionärsstimmrecht ab.
Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich wirklich berechtigt finde. Als Aktionärin haben wir ein Stimmrecht in dem Unternehmen, dessen Aktien wir besitzen. Wenn wir in einen aktiven Fonds investieren, übernimmt (manchmal) die Fondsmanagerin diesen Job. Wenn wir in einen ETF investieren, geben wir diese Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, ab. Und bislang sind ETF-Anbieter kaum oder gar nicht aktiv.
Fazit
ETFs sind eine gute Möglichkeit, dein Geld anzulegen. Die meiste Kritik richtet sich eigentlich nicht gegen die ETFs, sondern gegen den falschen Umgang. Und gegen die mangelnde Bildung – aber genau deswegen sind wir ja alle hier 🙂
*Wie immer, benutzen wir nur die weibliche Form. Männer und Menschen anderen Geschlechts sind natürlich mitgemeint.